US-Armee: Palantir erhält millionenschweren Auftrag für Schlachtfeld-KI

Die umstrittene Big-Data-Firma Palantir soll dem US-Militär mit dem Projekt Titan bei der automatisierten Zielerfassung und langen Präzisionsschüssen helfen.

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Großer Armee-Truck

Der Truck soll Palantir zufolge Zugriff auf Weltraum-, Höhen-, Luft- und terrestrische Sensoren haben, um verwertbare Zielinformationen für eine verbesserte Missionsführung und Präzisionsfeuer über weite Strecken bereitzustellen.

(Bild: Palantir)

Lesezeit: 3 Min.

Das US-Militär setzt auf das Big-Data-Unternehmen Palantir, um die automatisierte Zielerfassung mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) und Maschinenlernen voranzutreiben und so Präzisionsschüsse über große Entfernungen zu ermöglichen. Die Army habe ihr einen Auftrag in Höhe von 178,4 Millionen US-Dollar für die Entwicklung einer beweglichen Bodenstation namens Tactical Intelligence Targeting Access Node (Titan) erteilt, teilte die in Denver sitzende Firma in dieser Woche mit. Mit dem System wolle die US-Armee ihre Fähigkeiten zum Einschätzen und zur Kontrolle des Gefechtsfelds durch die koordinierte Sammlung von Daten auf die nächste Stufe heben. Bei diesem "Deep Sensing" geht es um die maschinelle Unterstützung der Zielauswahl, der Situationseinschätzung und der Entscheidungsfindung.

Bei Titan handelt es sich ersten Skizzen zufolge um einen großen Truck, der Palantir zufolge "Zugriff auf Weltraum-, Höhen-, Luft- und terrestrische Sensoren hat, um verwertbare Zielinformationen für eine verbesserte Missionsführung und Präzisionsfeuer" über weite Strecken bereitzustellen. Die Lösung sei darauf ausgelegt, "bei jedem Schritt des Entwicklungs- und Konfigurationsprozesses konkretes Feedback und Erkenntnisse von Soldaten-Kontaktpunkten" einzubeziehen. Aufbauend auf früheren Arbeiten zur Bereitstellung von KI-Fähigkeiten für Kampfflugzeuge baue man "das erste KI-gestützte Fahrzeug der Armee".

Mit der Technik will Palantir nach eigenen Angaben "die Zeitspanne zwischen Sensor und Schütze (S2S) durch Benennung von Zielen" verkürzen und ein einheitliches Lagebild schaffen. Dafür werde man Systeme, Technologien und Software von Partnern aus der Rüstungs- und IT-Branche wie Northrop Grumman, Anduril Industries, L3Harris Technologies, Pacific Defence, SNC, Strategic Technology Consulting und World Wide Technology integrieren.

Titan sei die logische Erweiterung von Maven, erklärte Palantir-Chef Alex Karp gegenüber dem Finanzdienst Bloomberg. Dabei handelt es sich um ein seit Jahren heftig umstrittenes Projekt zum Einsatz von maschinellem Lernen und KI-Systemen zur Unterscheidung von Menschen und Objekten in Drohnenaufnahmen. Maven gilt als wichtiger Bestandteil der "Kill Cloud" der Vereinigten Staaten. Google zog sich 2018 nach Mitarbeiterprotesten im Rahmen der Debatte über "Killer-Roboter" aufgrund ethischer Bedenken aus der US-Initiative zurück. Palantir ist weiter daran beteiligt.

Das Pentagon arbeitet momentan trotz viel Kritik mit Hochdruck daran, Gefechtsfeldzentralen mit KI aufzurüsten. Militärexperten gehen trotz zahlreicher offener Fragen davon aus, dass Algorithmen im Krieg zunehmend Entscheidungen letztlich über Leben und Tod fällen werden. Hierzulande arbeiten die Polizei in Bayern und Hessen mit Systemen, die auf der Palantir-Analysesoftware Gotham aufbauen. Dagegen gibt es massive verfassungsrechtliche Bedenken selbst von Innenministern anderer Bundesländer.

(bme)