US-Gericht: Von KI "verbessertes" Video nicht als Beweismittel zugelassen

Ein Mann hat in den USA drei Menschen getötet und beruft sich auf Notwehr. Ein mit KI-Hilfe "verbessertes" Video soll das beweisen. Dem wurde nun widersprochen.

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Justitia vor Bücherregal

(Bild: nepool/Shutterstock.com)

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In den USA hat ein Richter die Nutzung einer Videoaufnahme als Beweismittel in einem Gerichtsverfahren untersagt, weil der Film zu sehr mit KI-Technik verändert wurde. Das berichtet NBC News und zitiert ihn mit der Begründung, dass die "neuartige" Technologie auf "undurchsichtige Methoden" zurückgreife. Damit würde lediglich dargestellt, was die Technik "denkt", was auf dem Ausgangsfilm zu sehen ist. Die Zulassung des Films würde zu einer zu großen Verwirrung führen und außerdem zeitaufwändige Debatten nach sich ziehen, die nichts mit dem eigentlichen Verfahren zu tun hätten. Dem Bericht zufolge dürfte es sich um den ersten Fall handeln, in dem sich ein US-Gericht mit einer derartigen Frage befasst hat.

In dem Verfahren im US-Bundesstaat Washington geht es um einen Mann, der drei Menschen erschossen hat, schreibt NBC News weiter. Der plädiert auf Notwehr und habe das mit einem Video beweisen wollen, das mit einem Mobiltelefon aufgenommen wurde. Weil das aber nicht aussagekräftig genug war, hätten sich seine Anwälte an jemanden mit Erfahrung in "kreativer Videobearbeitung" gewandt, der keine Erfahrung mit solchen Rechtsstreitigkeiten hat. Mithilfe der Software von Topaz Labs habe die Person das Video nachbearbeitet und der Angeklagte fühle sich durch das Ergebnis bestätigt. In einem Statement seiner Anwälte steht demnach, dass es sich um eine "originalgetreuer Darstellung des Originals" handle.

Für die Anklage hat ein Experte die beiden Videos verglichen, heißt es weiter. Der sei zu dem Schluss gekommen, dass die überarbeitete Fassung Daten enthalte, die im Original nicht vorkommen. Jeder Bildpunkt in dem angeblich verbesserten Video sei neu, das Ergebnis sei ein Film, der zwar für das Auge angenehmer erscheine, aber Klarheit und eine verbesserte Auflösung lediglich vortäusche und die Begebenheiten des Originals nicht akkurat wiedergebe. Der Experte, der 30 Jahre als Videoanalyst für das FBI gearbeitet habe, habe auch ergänzt, dass es seines Wissens keine wissenschaftlich anerkannte Methode für die Verbesserung von Videos mit KI-Technik gebe. Auch Topaz Labs hat demnach deutlich davor gewarnt, die eigene Technik für forensische Zwecke zu verwenden.

Auch wenn offenbar vor Gericht nicht darauf eingegangen wurde, verweist die dort geführte Diskussion auf eine Frage, die künftig noch dringlicher werden könnte. Immerhin kommen in aktuellen Smartphones immer mehr Funktionen zum Einsatz, die mit KI-Unterstützung für eine bessere Fotoqualität sorgen sollen. Auch wenn die so vorgenommenen Änderungen noch vergleichsweise minimal sind, könnte es bald immer schwieriger werden, solche Aufnahmen vor Gericht zu verwenden, auch wenn sie nicht manuell nachbearbeitet wurden. Als besonders weitgehende Beispiele dienen schon seit Jahren Fotos des Mondes, die mit Smartphones von Samsung gemacht wurden und mehr Details zeigen, als tatsächlich vorhanden.

(mho)