Weltfunkkonferenz: EU will UHF-Band für DVB-T2 erhalten

Die EU hat ihre Position für die WRC Ende des Jahres beschlossen: Die "Kulturfrequenzen" sollen beim Rundfunk verbleiben, der Mobilfunk aber auch profitieren.

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(Bild: Jan Hrezik / Shutterstock.com)

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Das UHF-Band im Bereich 470-694 MHz, das aktuell vor allem für die terrestrische digitale Übertragung linearer Fernsehprogramme (DVB-T2) sowie für den Betrieb lokaler Funkstrecken im Rahmen der professionellen Veranstaltungstechnik zugeteilt ist, soll weiter vom Rundfunk voll genutzt werden können. Mit dieser Position geht zumindest die EU in die Debatte über die heiß begehrten "Kulturfrequenzen" auf der Weltfunkkonferenz 2023 (WRC-23), die vom 20. November bis zum 15. Dezember in Dubai stattfindet. Schlechter sieht es für die Anbieter drahtloser Produktionsmittel für Organisatoren und Dienstleister im Bereich Veranstaltungstechnik aus, die momentan auch zu den Bestandsnutzern des Bands gehören: Sie sollen ihre Frequenzen künftig mit dem Mobilfunk teilen.

Beschlossen haben die EU-Länder ihre Linie bei einem Ratstreffen der für die Landwirtschaft und Fischerei zuständigen Minister am Montag als 25. Punkt auf ihrer Tagesordnung für die bereits vorab geeinten Themen. Die Position ist zwar als vertraulich eingestuft. Die Initiative SOS (Save Our Spectrum), die vor allem von Künstlern und Musikern getragen wird und sich für "störungsfreies Frequenzspektrum" etwa für Funkmikrofone und In-Ear-Systeme einsetzt, teilte nun aber mit, dass sich die Mitgliedsstaaten für eine entsprechende "sekundäre" Nutzung entschieden haben. Dies deckt sich mit Informationen von heise online aus Brüsseler Kreisen.

Hierzulande hat die Ampel in ihrem Koalitionsvertrag festgelegt: "Wir wollen das UHF-Band dauerhaft für Kultur und Rundfunk sichern." Die Bundesregierung warb in ihrer Eingabe an den EU-Rat trotzdem auf Basis der Empfehlung von Medienberatern für eine gemeinschaftliche Inanspruchnahme des UHF-Bands durch verschiedene Bedarfsanmelder in Form einer "ko-primären" Nutzung. Sie war also dafür, dass der Rundfunk die Frequenzen mit dem Mobilfunk teilen und die drahtlose Bühnentechnik keine Bestandsgarantie erhalten soll. Zudem wollte die hiesige Exekutive für die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) sowie die Bundeswehr einen Teil des Spektrums freihalten. Damit konnte sich die Bundesregierung aber nicht durchsetzen gegen Länder wie Frankreich, Italien und Spanien, in denen Antennenfernsehen noch weit verbreitet ist.

Aus Brüssel hieß es dazu, Deutschland habe nicht mit einer Stimme gesprochen. So hätten sich einzelne Bundesländer etwa vehement dafür eingesetzt, am Status quo nichts zu ändern. Wichtig sei, dass die EU einen Kompromiss hinbekommen habe und mit einer Stimme in Dubai sprechen könne. Auf der WRC 23 gehe es letztlich um eine Orientierung. 2027 und 2031 werde auf den nächsten Weltfunkkonferenzen weiterverhandelt. Dabei könnte der Mobilfunk dann eventuell stärker zum Zuge kommen. Europa gehört auf der Weltfunkkonferenz zur Region 1 zusammen mit Afrika, Russland nebst Nachbarn und den arabischen Staaten. Zwei Sektoren davon sind laut SOS dafür, das UHF-Band nicht neu aufzuteilen. Die arabischen Staaten forderten nur oberhalb von 614 MHz eine ko-primäre Nutzung.

Hierzulande gibt es laut dem Fachdienst Teltarif nun Überlegungen, den offenbar leer ausgehenden BOS ein Frequenzband im 800-MHz-Bereich zu reservieren. Hinter den Kulissen werde wohl schon an einer solchen Lösung gearbeitet. Zum Ausgleich verspreche man den Mobilfunknetzbetreibern, ihre Frequenzen zu verlängern und auf eine für sie kostspielige neue Versteigerung zu verzichten. So bekämen die Blaulichtbehörden das von ihnen geforderte "eigene Netz" für schnelle Datenübertragungen. Eine Lösung über das UHF-Band wäre eh überaus lückenhaft gewesen, da ausländischer Rundfunk nicht gestört werden dürfe und so nur eine Nutzung für den Behördenfunk in einem bananenförmigen Gebiet rund um Kassel möglich gewesen wäre. Die Bundesnetzagentur startete vorige Woche eine Konsultation zu Frequenzblöcken rund um 800 MHz, 1,8 GHz und 2,6 GHz.

(axk)