Wo man in den USA die meisten UFOs sieht

US-Forscher haben erstmals knapp 100.000 UFO-Sichtungen geprüft und lokale Faktoren berücksichtigt. So ließen sich gute Beobachtungsbedingungen aufzeigen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 115 Kommentare lesen
Mann sitzt auf Campingstuhl auf einem Steg unter dem Sternenhimmel

(Bild: mooremedia/shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Forscher der University of Utah und des US-Verteidigungsministeriums haben rund 98.000 UFO-Sichtungsberichte des National UFO Reporting Center von 2001 bis 2020 untersucht, um herauszufinden, ob lokale Einflussfaktoren die Zahl der Sichtungsmeldungen erhöhen oder verringern. Mit Hilfe statistischer Methoden berechneten sie dabei, ob es einen Zusammenhang zwischen gemeldeten Sichtungen, Baumbestand, Lichtverschmutzung, häufiger Bewölkung und der geografischen Nähe zu Flughäfen und militärischen Einrichtungen gibt. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forschenden in der Zeitschrift "Scientific Reports".

In ihrer Untersuchung gehen Richard Medina und seine Kollegen davon aus, dass es natürliche Erklärungen für die Beobachtung merkwürdiger Himmelsphänomene gibt, und "dass es mehr Sichtungen gibt, wenn es mehr Gelegenheiten dafür gibt". Sie berechneten daher, ob es positive Korrelationen zwischen Faktoren wie der Nähe zu Flughäfen oder besonders guten Beobachtungsbedingungen (viel offenes Gelände) gibt.

"Die Idee ist, dass es wahrscheinlicher ist, dass man unerklärliche Phänomene am Himmel sieht, wenn man die Chance hat, etwas zu sehen‟, schreiben die Autoren. "Es gibt mehr Technologie am Himmel als je zuvor, also stellt sich die Frage: Was sehen die Menschen tatsächlich?"

Tatsächlich zeigte sich, dass Umweltfaktoren und die Nähe zu Flugverkehr und Militäreinrichtungen die Sichtungsberichte erheblich beeinflussen. Dass die meisten Beobachtungen von unidentifizierten anomalen Phänomenen im amerikanischen Westen stattfindet, hat laut den Autoren also nichts mit erhöhten geheimnisvollen Aktivitäten zu tun, sondern mit offenem Land, dunklem Himmel und Militärstützpunkten. Der einzige Einflussfaktor, der sich nicht eindeutig zuordnen ließ, war häufige Bewölkung: Die These der Forschenden war zunächst, dass das damit einhergehende vermehrte Streulicht auch zu mehr leuchtenden Himmelsphänomenen führen könnte. Nach der statistischen Auswertungen scheint dieser Faktor die Häufigkeit der Sichtungen aber nicht zu beeinflussen.

Die Autoren weisen darauf hin, dass es sich bei den gemeldeten Sichtungen des National UFO Research Centers um Selbstauskünfte handelt. Es gäbe also keine wirkliche Möglichkeit diese Meldungen tatsächlich zu prüfen. Allerdings lasse die Tatsache, dass die Meldungen ein räumliches Muster zeigen, darauf schließen, dass sie wirklich auf irgendeiner Art von Beobachtungen beruhen. In weiteren Untersuchungen wollen die Forschenden nun klären, ob sie auch zeitliche Verläufe – mehr Beobachtungen nach großen Medienberichten über UFOs – oder den Einfluss soziokultureller Faktoren wie Religionen oder der Popularität von Fernsehserien wie "Akte X" in den Daten erkennen können.

Berichte über UFO-Sichtungen sorgen besonders in den USA immer wieder für Aufregung. Zuletzt hatte das All-Domain Anomaly Resolution Office (AARO) des US-Verteidigungsministeriums im Februar einen Bericht über die mittlerweile als Unidentified Aerial Phenomena (UAP) bezeichneten Sichtungen vorgelegt. Demnach habe man "keine verifizierbaren Beweise für die Behauptung gefunden, dass die US-Regierung und private Firmen Zugang zu außerirdischer Technologie haben oder solche nachbauen".

Allerdings hinterlässt die US-Regierung bei solchen Veröffentlichungen regelmäßig mehr offene Fragen, als sie – zunächst – beantwortet. Die jahrzehntelangen Spekulationen über ein abgestürztes UFO in Roswell beispielsweise räumte die US-Luftwaffe erst 1994 aus, als sie in einem Bericht zugab, dass in der Basis in den 1940er-Jahren ein streng geheimes Programm mit Höhenballons zur Überwachung russischer Atomwaffentests stattgefunden hatte. Auch in dem jetzt vorgelegten Bericht, vermerken Beobachter, verweist das Militär auf geheime Forschungsprojekte, ohne zu benennen, was genau erforscht wird.

Die Journalistin Sarah Scoles brachte dieses Vorgehen und seine Konsequenzen in ihrem Buch "They are already here" auf den Punkt: "Die Regierung hat Untersuchungen gestartet, deren Ergebnis vorher feststand, sie hat Schlüsse gezogen, die nicht alle Beweise berücksichtigt. Sie hat interessierte Parteien ausspioniert und sie hat ihre Arbeit geheim gehalten und ihre eigenen Interessen heruntergespielt", schrieb sie. "Damit hat sie eine Kultur der Verschwörungstheorie in der Ufologie herangezüchtet. Ein Bewusstsein dafür, dass die Regierung nicht will, dass bestimmte Fakten bekannt werden".

(wst)