FTX-Gründer Bankman-Fried an USA ausgeliefert, Manager bekennen sich schuldig

FTX-Gründer Samuel Bankman-Fried ist an die USA ausgeliefert worden. ​Weitere Manager haben sich schuldig bekannt und kooperieren mit der Anklage.

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Staatsanwalt Damian Williams an Redenerpult, links eine US-Fahnre, rechts eine Fahne New Yorks

US-Staatsanwalt Andre Damian Williams Jr. (Bild) erhebt schwere Vorwürfe gegen Sam Bankman-Fried, dessen Ex-Freundin Caroline Ellison und seinen Geschäftspartner Gary Wang.

(Bild: USAO-SDNY/Daniel AJ Sokolov)

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FTX-Gründer Samuel Bankman-Fried ist an die USA ausgeliefert worden. Zwei Komplizen von ihm bekennen sich strafrechtlicher Vergehen rund um den FTX-Kollaps für schuldig und kooperieren mit der Anklage. Das hat Andre Damian Williams Jr., Bundesstaatsanwalt für das südliche New York, Mittwochabend (Ortszeit) mitgeteilt. Es handelt sich um Caroline Ellison, CEO Alameda Researchs, sowie um FTX-CTO Zixiao "Gary" Wang. Er hat gemeinsam mit Samuel Bankman-Fried Alameda Research und FTX gegründet.

Dieselbe Bundesstaatsanwaltschaft hat Bankman-Fried achtfach angeklagt und den kurz SBF genannten Amerikaner auf den Bahamas verhaften lassen. Seit 12. Dezember saß er dort in Auslieferungshaft. Bankman-Fried hat seiner Auslieferung zugestimmt. In der Nacht zum Donnerstag wurde er nach New York ausgeflogen. Dort soll er am Donnerstag vor einem Bundesgericht in Manhattan vorgeführt werden. Bankman-Fried erwarten mehrere Anklagen. Ihm drohen lange Haftstrafen.

Ellison und SBF unterhielten in der Vergangenheit eine intime Beziehung. Ellison und Wang sind offenbar auf freiem Fuß. Die Anklageschriften gegen die beiden dürften in den nächsten Tagen öffentlich werden.

Die US-Kapitalmarktbehörde SEC hat Mittwoch eine zivilrechtliche Klage gegen Ellison und Wang erhoben und sie am Abend veröffentlicht (SEC v. Ellison et Wang, US-Bundesbezirksgericht für das südliche New York, Az. 22-cv-10794). Die Behörde wirft den Beklagten vor, gemeinsam mit Bankman-Fried schon seit der FTX-Gründung im Mai 2019 Investoren und Kontoinhaber betrogen zu haben. Ellison und Wang kooperieren auch mit der SEC (Securities Exchange Commission) und haben bereits einen Teilvergleich mit der US-Börsenaufsichtsbehörde geschlossen.

Unter anderem hat Ellison den Kurs der Kryptowährung FTT manipuliert. Das Schema soll frech gewesen sein: FTX erfand die "Währung" FTT. Alameda Research kaufte sie in rauen Mengen, um den Kurs zu stützen, und nutzte die virtuellen FTT-Münzen dann als "Sicherheit", um sich von FTX echtes Geld oder andere Kryptowerte zu borgen. Diese Mittel gehörten FTX aber gar nicht, sondern Kontoinhabern.

Gleichzeitig blähte der hohe FTT-Kurs auf dem Papier die Bilanzsumme Alameda Researchs auf. Das führte Investoren über die Risikoposition von FTX in die Irre. Auf dieser Basis irregeführt hätten sie dann in FTX investiert, sagt die SEC.

Die tatsächlichen "Werte" hinter der Alameda-Bilanz legten die Manager nicht offen; das tat erst die Webseite coindesk.com am 2. November. Sie legte offen, dass Alamedes "Vermögen" hauptsächlich aus FTT bestand. Das führte zu einem Absturz des FTT-Kurses und zu einem Run auf Einlagen bei FTX. Das potemkinsche Dorf brach zusammen, das Geflecht aus 135 Firmen rund um Alameda Research und FTX musste Konkurs anmelden. Einlagensicherung für die Kunden gibt es keine.

Wang hat jene Software programmiert, die Alameda Research Zugriff auf die FTX-Kundeneinlagen gewährte. Ellison nutzte diese Software, um die Einlagen zu veruntreuen und für Kryptowetten zu missbrauchen. Auch als klar war, dass die Wetten nicht den gewünschten Erfolg zeitigten und es keine Aussicht auf Schadloshaltung der Einleger mehr gab, soll das Trio weitere hunderte Millionen Dollar aus FTX-Beständen zu Alameda Research verschoben haben. Die Vorwürfe gegen Bankman-Fried sind unbewiesen, für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

Juristisch wirft die SEC Ellison und Wang die Verletzung von Bestimmungen für Betrugsvorbeugung in Kapitalmarktgesetzen (Securities Act 1933 und Securities Exchange Act 1934) vor. Sie beantragt Unterlassungsverfügungen, Abschöpfung der unrechtmäßigen Bereicherung zuzüglich Zinsen, zivilrechtliche Geldstrafen und ein Verbot, Wertpapiere (inklusive Kryptowährungen) über den persönlichen Bedarf hinaus zum Verkauf anzubieten. Weiterhin soll über Ellison und Wang ein Berufsverbot als Manager oder Verwaltungsräte in der Kapitalmarktbranche verhängt werden.

Staatsanwalt Williams kündigt weitere Anklage gegen Beteiligte an. Erneut fordert er alle jene, die Dreck am Stecken haben, auf, sich zu melden: "Wir kommen schnell voran, und unsere Geduld ist nicht endlos." Seine Beamten arbeiteten weiter rund um die Uhr, zumal es noch viel zu tun gäbe.

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Informationen zur Auslieferung von Samuel Bankman-Fried aktualisiert.

(ds)