eHealth: Ärzte und Apotheker fordern mehr Verbindlichkeit bei Ausfällen der IT

Derzeit verläuft in vielen Praxen und Apotheken kaum ein Tag reibungslos, zumindest was die Digitalisierung angeht. Unter den Betroffenen wächst die Skepsis.

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Unglücklicher Arzt vor einem Kartenlesegerät und einem Computer

(Bild: Tero Vesalainen/Shutterstock.com)

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In Arztpraxen und Apotheken kommt es seit Wochen regelmäßig zu Störungen beim E-Rezept. Ärzte müssen morgens besonders geduldig sein, immer wieder kommt es zwischen 8 und 9 Uhr zu Problemen beim Signieren des E-Rezepts. In Apotheken sorgt das E-Rezept dann ebenfalls für Mehrarbeit oder Verluste. Björn Kalweit, Chief Operating Officer der für die Digitalisierung des Gesundheitswesens zuständigen Gematik, gestand kürzlich ein, der Februar sei "durch eine Vielzahl an Betriebsinstabilitäten geprägt gewesen". Inzwischen häuft sich die Kritik der Betroffenen.

Doch nicht nur beim E-Rezept, auch bei der elektronischen Patientenakte, bei GesundheitsIDs und weiteren Komponenten der Telematikinfrastruktur, verlief das Jahr bisher nicht störungsfrei. Gleichzeitig kommen auf Ärzte mit dem elektronischen Arztbrief und der elektronischen Patientenakte immer mehr Verpflichtungen zu.

"Die Praxen haben seit Jahren mit nicht funktionierender Technik und Ausfällen der TI zu kämpfen", kommentiert die Vorständin der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Sibylle Steiner. Dies seien unhaltbare Zustände, die die Praxen lähmten. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) findet es vor dem Hintergrund falsch, dass die Politik Ärzte sanktioniert, wenn sie Fristen nicht einhalten. "Die holprige Technik macht es schon schwer genug, wirklich für Akzeptanz zu sorgen", erklärt ein KBV-Pressesprecher gegenüber heise online auf Anfrage.

Die Vorständin der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), Nicole Löhr sieht das ähnlich. Demnach können weitere Digitalisierungsprozesse erst fortgesetzt werden, "wenn die bestehenden TI-Anwendungen störungsfrei laufen", heißt es in einer Mitteilung. "Angesichts zahlreicher technischer Pannen und Unzulänglichkeiten in der Telematikinfrastruktur in den vergangenen Wochen ist es nur allzu verständlich, wenn das Vertrauen der Ärzte- und Psychotherapeuten in die technischen Anwendungen sinkt", kritisiert die Vorständin der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), Nicole Löhr.

Auch der Abgleich der Versichertenstammdaten und die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung sind laut KVN "zu oft noch Zeitfresser in den Praxen". Das Einlesen der Gesundheitskarten führe regelmäßig zu Abstürzen der Praxiscomputer. Dieser Mehraufwand in den Praxen gehe "zulasten der Patientenversorgung", heißt es von der KVN. "Aktuell kommt es immer wieder zu Problemen beim Erstellen und Einlesen von E-Rezepten. Diese Probleme müssen schnell abgestellt werden", fordert Löhr. Es brauche Sicherheit und Planbarkeit bei der TI. Die Störungen hätten ein "versorgungsgefährdendes Maß erreicht". Daher müsse der Gesetzgeber reagieren und "die Betreiber der TI unter Androhung finanzieller Haftung zu einem störungsfreien Betrieb der Technik verpflichten", fordert Löhr.

Die Apotheker zeigen sich ebenfalls verärgert von den regelmäßigen Störungen und fordern ein stabiles E-Rezept-System. So kommt es regelmäßig dazu, dass Patienten vertröstet werden müssen. Besonders "Das Ministerium sollte sich diese Gemengelage gut anschauen – dann dürfte schnell klar werden, dass die Apotheken keine weiteren Belastungen und Fehlfunktionen stemmen können. Wir fordern das BMG und die Gematik daher mit Nachdruck dazu auf, das neue Verordnungssystem technisch zu stabilisieren", heißt es von Dr. Hans-Peter Hubmann.

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Korrigiert, dass Björn Kalweit COO und nicht CEO der Gematik ist.

(mack)