Bluesky Apps: Eine Art Tweetdeck und anpassbare Feeds

Rund um den "X/Twitter-Nachfolger" Bluesky gibt es schon einige nützliche Apps – eine Auswahl inklusive ein paar Praxistipps.

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Bluesky ist einer der vielen Dienste, die als X/Twitter-Nachfolger gehandelt werden. Er erfährt derzeit einen regen Zulauf, gefühlt auch und insbesondere aus deutschen Landen. Kürzlich konnte der Betreiber eine Million Nutzer vermelden. Da viele Schnittstellen des Dienstes ebenso offen liegen wie die Nutzerdaten (Postings, Follows, Blocks, Mutes, etc sind public), hat sich rund um den Dienst bereits ein kleines Ökosystem externer Anwendungen gebildet. Eine Auswahl inklusive einiger Handreichungen

Die vielleicht bekannteste Anwendung für Bluesky ist der alternative Web-Client deck.blue. Er bildet, wie der Name schon ahnen lässt, die Multi-Spalten-Ansicht des Twitter-Clients Tweetdeck nach. Als Spalten können neben dem Home-Feed auch die Benachrichtigungen, die eigenen Posts, die eigenen Likes, die eigenen Posts mit Medien, beliebige gespeicherte Custom Feeds und Listen dienen.

Bei den Listen bietet deck.blue ein kleines, aber praktisches Feature, das dem Original-Client derzeit fehlt. Denn letzterer kennt nur Mute-Listen, also Listen von Nutzern, deren Beiträge der Client ausblenden soll, weil man sie nicht sehen will. deck.blue kann solche Listen aber nutzen, um individuelle Spalten nur mit den Inhalten der Listenmitglieder zu füllen – praktisch, um die Posts, die sonst wild zusammenlaufen würden, thematisch zu sortieren: Hier die Beiträge von Kollegen, dort die Beiträge von Freunden.

Die in deck.blue angelegten Mute-Listen führen übrigens nur zu unerwünschten Nebeneffekten im normalen Bluesky-Client, wenn man sie abonniert. Das muss man aber nicht, und solange man eine Mute-Liste nicht abonniert hat, werden auch keine Beiträge von dort vorhandenen Nutzern geblockt. Eine Übersicht Ihrer Mute Listen sowie die Option, neue anzulegen und zu (de-) abonnieren, finden Sie in Ihrem Profil.

Wesentlich mächtiger - wenn auch grafisch ein wenig gewöhnungsbedürftig - ist der alternative Web-Client SkyFeed. Auch er ermöglicht es, mehrere Spalten mit BlueSky-Inhalten zu füllen - etwa mit der Skyline, also dem Homefeed, den Beiträgen, die Leute liken, denen man folgt, die Benachrichtigungen, Custom Feeds und - “Everything“. In einem Höllentempo rauschen dann die Beiträge aus dem gesamten Netzwerk an einem vorbei.

Mit SkyFeed können Sie eigene Feed-Algorithmen anlegen und veröffentlichen.

Das eigentliche Killerfeature von SkyFeed ist aber der integrierte Feed Builder. Er erschließt eine wichtige Funktion von Bluesky für Otto Normalverbraucher. Bluesky war ja angetreten, dem Nutzer die Wahl des Algorithmus für seine Timeline zu belassen. Dieses Versprechen löst der Dienst auch schon ein. Unter “Discover new feeds“ stehen reichlich Feeds aus der Community zur Wahl, auch zu spezielleren Themen wie “Gardening“ oder “Cat pics“. Einen solchen Feed zu definieren ist ohne SkyFeed aber nicht trivial.

Mit SkyFeed dagegen klickt man sich einen Feed ganz einfach in einem grafischen Editor zusammen, indem man einfache Regeln aneinanderreiht, die von oben nach unten abgearbeitet werden. Als Eingabe kann man zum Beispiel die Posts aus einem anderen Feed nutzen, die Posts einer Liste oder die Beiträge aus dem gesamten Netzwerk. Für die Listen nutzt SkyFeed wieder den Hack mit den Mute-Listen. Der Input lässt sich zeitlich auf 30 Minuten bis zu 7 Tagen einschränken.

Der Ursprungsfeed lässt sich dann mit vielseitig konfigurierbaren Remove-Regel filtern, die zum Beispiel alle Beiträge löschen, die Replies sind oder keine Bilder enthalten oder weniger als 12 Likes haben. Beiträge lassen sich auch mit regulären Ausdrücken filtern und ordnen, zum Beispiel nach Datum oder Anzahl der Likes.

Nimmt man zum Beispiel die Posts aus dem ganzen Netzwerk und filtert nur diejenigen aus, die Bilder sowie den Text “midjourney“ oder “dall-e“ enthalten, hat man in Sekunden einen Feed mit KI-Bildern erzeugt. Legt man eine Liste der Accounts an, denen man folgt, nimmt alle deren Posts aus den vergangenen 24 Stunden, filtert alle aus, die weniger als 100 Likes haben und sortiert den Rest nach Likes, so ergibt sich eine Übersicht der beliebtesten Posts aus dem eigenen Netzwerk. Gefällt Ihnen Ihr Feed, können Sie ihn publizieren. Er steht dann für alle Nutzer des Netzwerks bereit.

Neben alternativen Clients gibt es noch diverse andere Dienste, die versprechen, einem das Leben mit Bluesky leichter zu machen. So gibt es unter https://blueskyfeedcreator.com noch einen weiteren Editor für individuelle Feeds. Der befindet sich aber derzeit noch im geschlossenen Betabetrieb. Der Threadviewer zum Beispiel bereitet lange, verzweigte Diskussionen grafisch auf, sodass man die Diskussionsstränge besser nachvollziehen kann und die viel diskutierten Posts auf einen Blick sieht.

Der ThreadViewer bereitet große Threads übersichtlich auf.

Weitere Anwendungen für Bluesky finden sich unter Awesome Bluesky sowie beim Bluesky Index.

Wenn Sie mit einem externen Dienst oder einer App experimentieren, sind Sie übrigens gut beraten, ein sogenanntes App Password zu benutzen. Damit geben Sie dem Dienst beziehungsweise der App ein individuelles Passwort, ohne gleich vollen Zugang zu Ihrem Account oder Ihrem Bluesky-Passwort zu gewähren. Gibt es ein (Sicherheits-) Problem, können Sie das App Password schnell wieder löschen. App-Passwörter vergeben Sie über die Settings der Bluesky-App.

(jo)