Kaufberatung: Objektive

Objektive sind ein wichtiger Bestandteil der Kamera-Ausrüstung und bleiben im besten Fall ein Begleiter fürs Leben. Während die Digitaltechnik der Kamera veraltet, liefert ein gutes Objektiv weiterhin ein gutes Ergebnis. Allein das sind Gründe, sich über die Wahl des Objektivs mehr als nur flüchtige Gedanken zu machen. Wir geben Tipps, wie Sie für sich und Ihre Kamera die passende Optik finden.

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Lesezeit: 15 Min.
Von
  • Thomas Hoffmann
Inhaltsverzeichnis

Welche Brennweite brauche ich? Die Wahl der Brennweite hängt vom Anwendungszweck ab. Möchte ich Landschaften oder in engen Räumen fotografieren, brauche ich ein anderes Objektiv als für Porträts, die Safari im Urlaub oder Events wie Hochzeiten und Konzerte.

Bei Landschafts- und Architekturaufnahmen setzen viele Fotografen auf weitwinkelige Objektive mit einer kleinbildäquivalenten Brennweite zwischen 16 und 35 Millimetern. Sie ermöglichen, einen großen Ausschnitt, etwa ein Bergpanorama oder eine Skyline, mit einer einzelnen Aufnahme einzufangen.

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Besonders in der Architekturfotografie erlaubt die kurze Brennweite eine nahe Distanz zum Motiv. So lassen sich Gebäude auch in engen Straßenschluchten erfassen und kleine Innenräume ohne das Herausreißen von Wänden auf die Speicherkarte bannen. Gerne werden kurze Brennweiten auch in der Immobilienbranche genutzt, da der große Bildwinkel Distanzen und Räume größer erscheinen lässt als etwa ein Tele. Der große Bildwinkel stellt allerdings auch besondere Anforderungen an die optische Konstruktion. Möchte man die Realität abbilden, dürfen sich gerade Linien nicht biegen und die Geometrie des Gebäudes verunstalten.

Doch die Weitwinkel-Linsen sind nicht nur auf leblose Objekte beschränkt, auch (Tier-)Porträts und Nahaufnahmen können durch den ungewohnten Winkel besonders wirken. Sollten Sie den Kauf einer solchen Optik scheuen, da Sie nur selten das entsprechende Sujet fotografieren, können Sie sich mit längeren Brennweiten auf architektonische Details konzentrieren oder die Landschaftsaufnahme als Panorama aus mehreren Aufnahmen zusammensetzen.

Dokumentationen und Reportagen werden klassischerweise mit Brennweiten zwischen 35 und 50 Millimetern fotografiert. Hier bewegt man sich nah am natürlichen Blickfeld des menschlichen Auges. Je kürzer die Brennweite, desto mehr wird abgebildet und der Betrachter fühlt sich mitten im Geschehen. Mit längerer Brennweite wird mehr von der Szene ausgeblendet und die Fotografie liefert durch die Wahl des zentralen Motivs bereits eine Interpretation des Gesehenen.

Das AF-S Nikkor 85mm f/1.4 G von Nikon ist mit seiner gemäßigten Telebrennweite und der hohen Lichtstärke ein typisches Porträtobjektiv.

(Bild: Nikon)

Für Porträts eignen sich lichtstarke leichte bis mittlere Telebrennweiten besonders gut. Objektive zwischen 80 und 100 Millimetern verdichten eine Szene und sorgen für ein gefälliges und unverzerrtes Aussehen des Porträtierten. Mit einer großen Blendenöffnung kann man das Motiv gut vom unscharf gezeichneten Hintergrund abheben und ist auch nicht unbedingt auf ein fotogenes Umfeld angewiesen. Zusätzlich ermöglicht die hohe Lichtstärke auch Aufnahmen bei (wenig) natürlichem Licht, womit die Atmosphäre authentisch eingefangen wird.

Um auf der Safari, auf Konzerten oder beim Sport zu fotografieren, ist eine starke Telebrennweite nahezu unerlässlich. Hiermit können auch entfernte Motive formatfüllend abgebildet werden. Damit diese schweren Objektive in ihrem schmalen Abbildungsbereich ruhig gehalten werden können, ist entweder ein stabiles Stativ oder eine extrem ruhige Hand nötig. Nach der Faustformel für unverwackelte Fotos aus der Hand braucht man bei einem 400er Tele mindestens eine Verschlusszeit von 1/400s. Verlängern kann man diese durch einen Bildstabilisator in Kamera oder Objektiv. Auch eine hohe Lichtstärke erleichtert das Arbeiten. Besonders bei den Telebrennweiten steigen Preis und Gewicht mit wachsender Blendenöffnung allerdings in extreme Bereiche.

Mit einer großen Telebrennweite wie dem Sony 500mm f/4 G SSM lassen sich auch weit entfernte Motive formatfüllend ablichten.

(Bild: Sony)

Wer die Schönheit der Welt in den kleinen Dingen sucht, kommt um ein Makro-Objektiv nicht herum. Im Unterschied zu normalen Objektiven ist die Linsenkonstruktion auf eine möglichst nahe Aufnahmedistanz optimiert, sodass Objekte in einem hohen Abbildungsmaßstab abgelichtet werden können. Hier ist 1:1 die übliche Wahl. Ein Schmetterling mit einer Größe von 36 x 24 Millimetern füllt also die gesamte Fläche eines Kleinbildsensors aus. Je größer die Brennweite des Makro-Objektivs, desto größer kann der Abstand zum Motiv sein, hiermit kann man zum Beispiel außerhalb der Fluchtdistanz von Insekten bleiben. Scheut man die Investition in eine solche Speziallinse, erlauben auch Zwischenringe, die zwischen Kamera und Objektiv montiert werden, näher an das Motiv zu rücken. Allerdings verkleinert sich der mögliche Fokusbereich des Objektivs enorm.