c't 18/2021
S. 56
Titel
E-Bikes: Motoren und Akkus

Ganz schöner Antritt!

Die Technik der neuen E-Bike-Generation

Tschüss Klischee vom E-Bike als Rentner-Fahrrad! Jedes zweite verkaufte Fahrrad war 2020 ein E-Bike. Smarte Technik holt noch mehr Fahrspaß und Sicherheit aus dem Antrieb. Aber nicht alles ist zu Ende gedacht.

Von Michael Link und Stefan Porteck

E-Bikes unterstützen beim Tritt auf die Pedale mit Motorkraft. In diesem Artikel lesen Sie etwas über neue Konzepte und – ganz klassisch – worauf es beim Neukauf eines E-Bikes ankommt.

Grundsatzdiskussionen über den Sinn von E-Bikes sind selten geworden. Viele Menschen sind schon mal E-Bike gefahren und haben Erfahrungen gesammelt. Das Image des vornehmlich für Rentner gedachten Gefährts verblasst. Elektrisch unterstützte Fahrräder sind im Alltag aller Altersklassen angekommen, besonders in Gegenden, wo die Topografie etwas hügeliger ist. Die Bikes tragen zur Verkehrswende bei, weil viele, die sonst nicht Rad fahren würden, öfter aufs Auto verzichten.

Erfahrung beseitigt Vorurteile

Vor Verallgemeinerungen aus ein paar Ferienfahrten sollte man sich indes vor einem Kauf eines eigenen Gefährts hüten: Ein E-Bike ist nicht alle E-Bikes. Man schließt ja auch nicht aus einer Probefahrt mit einem Kleinwagen auf die Fahreigenschaften aller Autos.

Ein E-Bike mit dem Stand von 2017 hat mit den heutigen Modellen nur noch wenig zu tun: So geht die Schubabschaltung beim Erreichen der Tempogrenze von 25 Kilometern pro Stunde bei modernen Rädern deutlich sanfter zu Werke und es fühlt sich bei aktuellen Modellen längst nicht mehr so an, als ob man plötzlich einen schweren Zementsack auf den Gepäckträger bekommt. Dennoch: Auch E-Bikes haben Charakter und bocken manchmal wie Esel, was Sie im Test ab Seite 62 nachlesen können.

Grundzutaten

E-Bikes finden sich in so gut wie allen Kategorien. Sogar Kinderfahrräder, Rennräder und Lastenräder gibt es mit Hilfsmotor. Tatsächlich werden Lastenräder und Mountainbikes aus naheliegenden Gründen sogar viel öfter mit elektrischer Trethilfe gekauft als ohne. Sie benötigen weder eine Zulassung noch ein Nummernschild und man kann sie versicherungsfrei und ohne Helm auf Radwegen und auf der Fahrbahn benutzen.

In Deutschland verkaufte E-Bikes müssen ein CE-Zeichen tragen.
Bild: pd-f.de / Thomas Geisler

Tendenziell spielt die Qualität der Komponenten eine größere Rolle als bei herkömmlichen Rädern. Besonders die Bremsen sollten wegen der höheren mechanischen Belastung beim schwereren E-Bike hydraulisch funktionieren. Bei nassem Wetter bremsen Scheibenbremsen überdies besser als Felgenbremsen. Nur noch Räder der untersten Preisklasse bremsen ohne hydraulische Hilfe.

Auch die Kette beziehungsweise ein Riemenantrieb unterliegt je nach Antriebsform größeren Belastungen und muss entsprechend gepflegt und öfter getauscht werden als vom herkömmlichen Fahrrad gewohnt. Das Gleiche gilt für die Antriebsritzel. Kettenrisse und abgenudelte Ritzel sind bei schlecht gepflegten E-Bikes häufiger ein Problem.

Beim Mittelmotor stehen Ritzel und Kette unter einer höheren Belastung als bei einem herkömmlichen Fahrrad.
Bild: Haibike

Spezielle E-Bike-Reifen sind kein Marketing-Gag der notleidenden Gummi-Industrie. Auch sie sind nützlich, denn ihre dichteren Karkassengewebe bewirken einen besseren Pannenschutz. Ihre Gummimischungen helfen, einen besseren Kontakt zur Fahrbahn zu halten, was den Wirkungsgrad und somit die Reichweite verbessert. Bei den schnelleren S-Pedelecs geht das so weit, dass man nicht einfach beliebige Reifen montieren darf, sondern nur solche, die eine Zulassung besitzen.

Ob Sie eine Anfahrhilfe benötigen, ist Geschmacksache. Sie schiebt das Rad bei bis zu sechs Kilometer pro Stunde mit, wodurch das Schieben und Anfahren leichter fällt. Wer sein Fahrrad im Keller unterbringt, wird auf der Treppenrampe die Schiebehilfe schnell nicht mehr missen wollen.

Displayeinheiten am Lenker zeigen das Tempo, die Unterstützungsstufe sowie den Akkustand beziehungsweise die verbleibende Reichweite. Zum Wechseln der Unterstützungsstufen braucht man aber auch eine Bedieneinheit. Die kann sich direkt am Display befinden, separat am Lenker befestigt sein oder auch am Vorbau oder im Oberrohr des Rahmens. Prüfen Sie unbedingt vor dem Kauf, ob Sie das womöglich blinde Gefummel nicht vom Verkehrsgeschehen ablenkt.

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