Abseits der Norm

Im Test: Honda Civic 1.0 VTEC Turbo CVT

Seit ein paar Monaten gibt es die zehnte Generation des Honda Civic auch hierzulande. Ein Test mit dem Basismodell zeigt, dass Honda der eigenwilligen Gestaltung der beiden Vorgänger weitgehend treu geblieben ist. Doch an mindestens einem Punkt muss nachgebessert werden

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Honda Civic 1.0 VTEC Turbo CVT 29 Bilder
Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

Es kann schon mal passieren, dass man beispielsweise statt eines Renault Mégane einen Opel Astra kauft – weil das Angebot so gut, der Verkäufer so nett oder der Händler so nah ist. Einen Honda Civic kauft dagegen vermutlich keiner zufällig. Mit der achten Generation hat sich die Marke entschieden, mittels grobem Keil aus der Masse der Autos in dieser Klasse herauszusteigen. Seit dem ist der Civic ein Fall für Individualisten. Der zehnten Auflage kann man allerhand nachsagen, doch Everybodys Darling ist sie ganz sicher nicht. Ein Test mit dem Basisbenziner zeigt dies in vielerlei Hinsicht eindrücklich.

Polarisiert

Über die Gestaltung wollen wir nicht viele Worte verlieren – das Design polarisiert gewaltig, was man letztlich wohlwollend durchaus als Bereicherung sehen kann. Der Civic hat die ursprünglichen Konkurrenten in einer Dimension allerdings weit hinter sich gelassen. Mit einer Länge von 4,52 Meter sprengt er den Rahmen des in der Golf-Klasse Üblichen bei weitem und ist damit etwa so lang wie ein VW Touran. Dies wäre kein Problem, wenn das Platzangebot dafür entsprechend besser wäre.

Doch weder vorn noch hinten bietet der Civic mehr, als in der Kompaktklasse üblich ist. Vor allem auf den Vordersitzen ist der Platz sogar ziemlich beschränkt. Die Sitze lassen sich nicht weit genug nach hinten rücken, sodass Menschen mit sehr langen Beinen fast nur mit dem Hintern auf der Sitzfläche hocken. Eine Neigungsverstellung der Sitzfläche könnte das Problem teilweise entschärfen, doch die gibt es nicht. Dazu hat das rechte Knie Dauerkontakt mit der Mittelkonsole. Da trösten dann weder die flinke Sitzheizung noch die weit nach oben reichenden, stabilen Kopfstützen. Hinten sind die ISOfix-Bügel hinter Lederlappen zwischen Sitzfläche und -Bank so eingeklemmt, dass man bei häufigem Wechsel Angst um den Bezug haben muss.

Großer Kofferraum

Wirklich deutlich mehr als in der Kompaktklasse üblich bietet der Civic beim Kofferraum. Mit 478 Litern ist er kaum kleiner als die Gepäckabteile in Mercedes C-Klasse T-Modell oder Audi A4 Avant – und diese Autos sind rund 20 cm länger. Allerdings gibt es eine kleine Erhebung vor der Rückenlehne, die sich mangels höhenverstellbaren Ladebodens auch nicht ausgleichen lässt. Sehr eigenwillig löst Honda auch die Laderaumabdeckung. Sie ist zweiteilig: Ein Teil ist an der Heckklappe befestigt, der zweite Teil ist ein Rollo, das quer aufgezogen wird. Wo der Vorteil dieser Lösung liegt, wird nicht so recht ersichtlich, aber vielleicht reichte den Gestaltern die Gewissheit, wieder etwas anders gelöst zu haben.

Diesen Anspruch hatten die Designer auch beim Armaturenbrett, womit weniger die große Linie gemeint ist als zahlreiche Detaillösungen. In das Infotainmentsystem muss man sich etwas einarbeiten, stellt dann aber fest, dass sich die Entwickler hier und da doch etwas gedacht zu haben scheinen – das ist keineswegs selbstverständlich. Nach und nach erschließen sich die Menüs, wenngleich mancher Weg etwas weniger verwinkelt sein könnte. Dass es hier keinen Drehregler für die Lautstärke mehr gibt, ist genauso gut wie bei Volkswagen – nämlich gar nicht. Zumal hier noch der Temperaturregler genau der Stelle sitzt, an der man den für die Lautstärke vermutet. Anfangs verstellt man also öfter mal die Gradzahl statt die Intensität des Schalls.