Schwierigere Lage für Handyspenden – NABU & Umwelthilfe arbeiten an Fortführung

Seit vielen Jahren bieten Umweltorganisationen wie der NABU oder die Umwelthilfe Handyspendeaktionen an. Derzeit pausieren sie. Warum? Wir haben nachgefragt.

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(Bild: Tiko Aramyan/Shutterstock.com)

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Sie liegen zuhauf in deutschen Schubladen: Gebrauchte und defekte Mobiltelefone. Laut dem IT-Branchenverband Bitkom sollen es mittlerweile etwa 210 Millionen Geräte sein.

Um noch funktionsfähige oder auch kaputte Altgeräte neuen Verwendungszwecken zuführen zu können, boten einige Umweltorganisationen in den vergangenen Jahren Spenden-Aktionen für Schubladenhandys an. Seit diesem Sommer werden Aktionen wie "Handys für Hummel, Biene und Co" des Naturschutzbunds Deutschland (NABU) oder die Handyrücknahme-Aktion der Deutschen Umwelthilfe (DUH) aber pausiert. Verschiedene Probleme kommen derzeit nahezu gleichzeitig zusammen.

Beim NABU heißt es, dass die seit 17 Jahren bestehende Handysammelaktion "Handys für Hummel, Biene und Co" pausieren muss, da DHL "aus Sicherheitsgründen nicht länger gebrauchte Handys mit Lithium-Batterien" transportieren könne. DHL erklärte heise online dies auf Rückfrage genauer:

"Für die Beförderung von beschädigten oder defekten Lithiumbatterien [sic] und/oder auch Sammlungen gebrauchter Lithiumbatterien oder Geräten mit eingesetzten/eingebauten Lithiumbatterien (zum Beispiel zu Recyclingzwecken), von denen entsprechend der gesetzlichen Vorgaben (ADR) ein größeres Risiko ausgeht, gibt es strengere Beförderungsvorgaben. Für deren Beförderung gibt es darauf spezialisierte und mit entsprechenden Fahrzeugen und Beförderungsbehältern ausgestattete Firmen."

Ein Informationsschreiben von DHL präzisiert das auch in Bezug auf Handysammlungen:

"Folgende Beförderung ist daher aus Sicherheitsgründen im regulären Paketversand verboten: gesammelte gebrauchte Mobiltelefone (in loser Schüttung) mit eingebauten / eingesetzten Lithium-Ionen-Batterien, die nicht der SV 188 entsprechen."

Wie eine Sprecherin das NABU erklärte, wurden die Mobiltelefone bisher "'lose' in einem Faltkarton versendet, welcher mit einem Gefahrgutaufkleber versehen wurde." Dies sei nun allerdings nicht mehr möglich, da "möglicherweise Batterie- oder Akkuflüssigkeit auslaufen könnte, wenn die Handys aneinanderschlagen".

Innerhalb der vergangenen 17 Jahre habe es keine sicherheitsrelevanten Vorkommnisse bei der Handysammelaktion gegeben, erklärte der NABU. Um die Aktion aber bald wieder aufnehmen zu können, befindet sich der Naturschutzbund zusammen mit seinem Kooperationspartner, der Telefónica Deutschland Group, in Gesprächen mit DHL.

Auch die Handyspendenaktion der Umwelthilfe pausiert momentan. Für die Umwelthilfe kamen in diesem Sommer allerdings gleich zwei Probleme zusammen. Zum einen musste auch die Umwelthilfe genauer prüfen, wie die strengeren Vorgaben für den Versand eingehalten werden können. Zum anderen kam der Umwelthilfe der Rücknahme-Partner abhanden: Mobile-Box stellte seinen Betrieb nach 11 Jahren in Sachen Handysammlung von Privatgeräten zum 31. Juli 2023 ein. Die Verantwortlichen setzen ihr Geschäft allerdings mit der Rücknahme von Gebrauchtgeräten aus dem Unternehmensbereich oder von Kommunen unter dem Firmennamen Green2B fort. Warum Mobile-Box den Betrieb eingestellt hat, erklärt einer der Gründer in einem ausführlichen Interview, das hier zu finden ist.

Die Umwelthilfe hob im Gespräch mit heise online hervor, dass sie mit Mobile-Box zum Schluss hin eigentlich ein gutes Versandsystem gefunden hatte. Es wurden Versandkisten mit einzelnen Tüten verschickt, die auch wiederverwendet wurden. "Jedes Handy kam in eine der Plastiktüten und dann in einen doppelwandingen Karton, der dann noch mit weiterem Material gefüllt wurde, damit nichts wackeln konnte", sagte Marieke Hoffmann, Senior Expert Kreislaufwirtschaft bei der Umwelthilfe. Zudem habe es klare Versandhinweise für Spendenwillige gegeben, damit keinesfalls defekte Akkus verschickt werden. Aus rechtlicher Sicht sei dies das Wichtigste gewesen.

Die Organisation befindet sich nun mit anderen Anbietern im Gespräch. Dadurch, dass sich die Versandbedingungen geändert haben, seien aber auch viele andere Anbieter von Mobilgerätesammlungen aktuell in einer Findungsphase. Ein Ziel müsse es sein, erklärte Hoffmann, dass Spendenwillige bei größeren Mengen auch einen kostenlosen Versand erhalten. Für den Rest müsse nun "weiter mit Anwält:innen und DHL gesprochen, Infomaterial aktualisiert und die Wirtschaftlichkeit berechnet werden".

Auch bei der Handysammelaktion der Telekom gibt es eine Veränderung. Der Sammel- und Verwertungspartner Teqcycle wurde zur Foxway Germany GmbH. Das Handysammelcenter sei aber weiterhin aktiv und werde von derselben Person betreut, die das Projekt seit einigen Jahren administriert.

Das Aufstellen von Sammelboxen und auch Handyspenden sind bei der Telekom weiterhin möglich, die dort geltenden Versand- und Annahmekriterien sorgen allerdings dafür, dass eine sehr eingeschränkte Auswahl an Mobiltelefonen für eine Spende infrage kommt.

So werden in einem Schulungsvideo Ausschlussgründe für die Annahme per Sammelbox genannt: Die Mobiltelefone müssen sich noch anschalten lassen und dürfen keine sichtbaren Beschädigungen aufweisen, beispielsweise auch keinen Displayschaden. Auch dürfen sich keine losen Teile im Gehäuse befinden. Ist das Mobiltelefon aufgebläht, hat verkohlte oder geschmolzene Gehäusestellen, zeigt eine ungewöhnliche Wärmeentwicklung oder es gibt sicht- oder riechbare Elektrolytaustritte, dann sind dies Ausschlussgründe. Des Weiteren werden keine Geräte mit Wasserschaden oder ohne Originalakku akzeptiert. Tablets und lose Akkus können auch nicht über Sammelboxen abgegeben werden.

Für den Einzelversand gibt es einen Ausschluss für Mobiltelefone mit festverbautem Akku. Es dürfen nur Handys und Smartphones ohne Akku verschickt werden.