EU bricht App Store auf: Apple warnt vor "erheblichen negativen Auswirkungen"

Apple hat Anleger vor den Auswirkungen des EU-Gesetzes auf das eigene Geschäft gewarnt. Gegen die App-Store-Regulierung will der Konzern angeblich kämpfen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 466 Kommentare lesen
Der App Store auf dem iPhone

(Bild: tre / Mac & i)

Lesezeit: 3 Min.

Apple bereitet sich auf einschneidende Änderungen durch das Gesetz über digitale Märkte in Europa vor. Der Konzern muss künftig "weitere geschäftliche Anpassungen" beim App Store vornehmen, um die Regeln des Digital Markets Acts (DMA) zu befolgen, die ab März 2024 greifen, heißt es in einer Eingabe an die US-Börsenaufsicht SEC. Dies kann zu Änderungen bei den Gebühren führen, die von Entwicklern für den Zugang zu iPhone & Co verlangt werden, erläutert Apple im Abschnitt "Geschäftsrisiken". Sollte Apples Provision auf In-App-Käufe dadurch reduziert oder ganz "eliminiert" werden, könne dies "erhebliche negative Auswirkungen" auf das Geschäft haben, warnt das Unternehmen.

Entsprechend versucht Apple derzeit, möglichst viele Bereiche vor der Regulierung zu bewahren. Wie jüngst erst bekannt wurde, bestand eine Taktik darin, eigene Produkte praktisch aufzuspalten: Apple biete nicht nur einen Browser Safari und einen einzelnen App Store an, sondern drei Browser und fünf App Stores für verschiedene Betriebssysteme, argumentierte der Konzern. Das sollte verhindern, dass etwa auch der App Store auf iPads und Macs unter die neuen Regeln fällt. Die EU-Kommission wies das allerdings zurück und stufte App Store und Safari auf allen Apple-Plattformen als sogenannten zentralen Plattformdienst ein, der unter die Regulierung fällt.

Apple plant derzeit, beim Gericht der Europäischen Union Berufung gegen diese plattformübergreifende App-Store-Einstufung der EU-Kommission einzulegen, berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg am Freitag unter Verweis auf informierte Personen. Das Unternehmen beabsichtige auch, gegen die Überprüfung von iMessage anzugehen. Die EU untersucht derzeit, ob Apples Messaging-Dienst unter die neuen Regeln fällt – und sich damit für andere Messenger öffnen muss. Jüngst wurde bekannt, dass sich Google und große Netzbetreiber wie die Telekom für eine Regulierung von iMessage ausgesprochen haben.

Das Gesetz über digitale Märkte könnte besonders Apples traditionell geschlossene Plattformen und Dienste radikal aufbrechen: Nach bisherigem Stand fällt das iPhone-Betriebssystem iOS, der App Store und der Browser Safari unter die neuen EU-Regeln. Ob das auch für iPadOS und iMessage gilt, wird noch geprüft.

Die möglichen Konsequenzen sind massiv: Apple muss dem Regelwerk zufolge Sideloading und alternative App-Läden auf dem iPhone zulassen – bislang war das undenkbar. Zudem darf das Unternehmen nicht länger die Verwendung der eigenen Bezahlschnittstelle für In-App-Käufe vorschreiben. Darüber verdient der Konzern an jedem In-App-Kauf und In-App-Abo digitaler Inhalte automatisch bis zu 30 Prozent mit – ein Multi-Milliardengeschäft. Ebenso wie Google versuchte auch Apple in ersten Ländern, seine Provision auf In-App-Käufe unabhängig von der Bezahlschnittstelle einzutreiben: Anbieter, die In-App-Käufe direkt abrechnen, sollen demnach ebenfalls Provision zahlen – bis zu 27 Prozent. In den Niederlanden eckt Apple mit dieser Strategie bereits bei Regulierern an, diese stufen die "unerklärlich hohe Gebühr" offenbar als wettbewerbswidrig ein.

(lbe)