Elektroautos: Northvolt startet Bau von Batteriefertigung in Heide​

Der Grundstein wird gelegt: Northvolt will ab 2026 Batterie für Elektroautos in Schleswig-Holstein fertigen.​ Nach zähem Ringen überwogen die Standortvorteile.

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Batterie im E-Auto

Northvolt baut Batteriezellen für viele Autohersteller, darunter Volkswagen, BMW und Volvo.

(Bild: Volvo)

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Lange hatten Industrie und Politik gerungen, schließlich war die Entscheidung für einen deutschen Standort doch gefallen: Northvolt beginnt nun mit dem Bau einer Batterie-Produktionsanlage für Elektroautos nahe Heide in Schleswig-Holstein. Nachdem die staatliche Förderung genehmigt ist und beide Standortgemeinden den Plänen zugestimmt haben, soll nun der symbolische Spatenstich erfolgen.

Insgesamt sollen vorerst etwa 3000 Arbeitsplätze geschaffen, weitere dürften um Umfeld entstehen. Northvolt will 4,5 Milliarden Euro investieren. Jährlich sollen genügend Zellen für bis zu einer Million Batterien aus diesem Standort kommen. In Regierungskreisen ist von einem Leuchtturmprojekt der Energie- und Verkehrswende die Rede. Der Standort in einer Region mit hohem Anteil an Windkraft in der Stromproduktion biete beste Voraussetzungen für eine Fertigung von Batteriezellen mit regenerativ erzeugtem Strom.

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Das Unternehmen will nach eigenen Angaben die "grünste Batterie der Welt in Serie" produzieren. Das Werk soll geklärtes Abwasser aus der Region für Kühlzwecke nutzen. Wärme aus der Produktion könnte an ein mögliches Fernwärmenetz der Stadt Heide abgegeben werden. Angedacht ist auch eine Anlage zum Recycling von Altbatterien ausrangierter E-Autos. "Die Fabrik wird einen Schub für das ganze Land Schleswig-Holstein und insbesondere für die Westküste bringen", sagte Landeswirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU). Gemeinsam mit dem Bund wolle das Land die logistischen Voraussetzungen für den Betrieb schaffen. Die Region Dithmarschen könne mit der Fabrik und bereits existierender Forschungseinrichtungen sowie der reichlich vorhandenen regenerativ erzeugtem Strom zur Energiewende-Kompetenzregion werden.

Northvolt baut seine Fabrik auf einer Fläche von 110 Hektar in den Gemeinden Lohe-Rickelshof und Norderwöhrden. 2026 soll die Produktion anlaufen. Die Bedeutung des Werkes reicht weit über den Norden hinaus. Die deutsche Autoindustrie will insgesamt unabhängiger von dominanten Zulieferern aus Asien werden. Northvolt-Chef Carlsson hatte zwischenzeitlich signalisiert, die Entscheidung, das Werk in Heide zu bauen, sei nicht sicher. Als Gründe nannte er den vergleichsweise teuren Strom in Deutschland und höhere Subventionen in den USA durch den Inflation Reduction Act. Andererseits hatte das Unternehmen stets die Standortvorteile an der Westküste Schleswig-Holsteins betont. Dort wird an Land und auf dem Meer viel Strom aus Windkraft erzeugt. Und Strom wird das Werk reichlich brauchen.

Seit 2021 liefen vor Ort Gespräche über die Ansiedlung. Anfang des Jahres genehmigte die EU-Kommission schließlich Fördermittel und Garantien für das Projekt von Bund und Land von 902 Millionen Euro. Sie unterstützen den Bau der Batteriefabrik mit rund 700 Millionen Euro. Hinzu kommen mögliche Garantien über weitere 202 Millionen Euro. Von den Fördermitteln entfallen etwa 564 Millionen auf den Bund und bis zu 137 Millionen Euro auf Schleswig-Holstein. Das schwedische Unternehmen hat nach eigenen Angaben einen Auftragsbestand von mehr als 50 Milliarden Dollar. Kunden sind die Volkswagen-Gruppe, BMW, Scania und Volvo Cars. Im schwedischen Västerås befindet sich ein Forschungs- und Entwicklungscampus für Batteriezellen. Seit 2022 produziert das Unternehmen auch in einem Werk im schwedischen Skellefteå.

(mfz)