Gamescom: Spenden für E-Sport bald von der Steuer absetzbar

Regierungspolitiker kündigen auf der Gamescom Steuervergünstigungen für E-Sport-Vereine an. Die Ausbildung von Programmierern soll sich bessern.

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Gamer beim E-Sport

Computerspieler beim E-Sport

(Bild: Yaroslav Astakhov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

E-Sport soll als gemeinnützig anerkannt werden. Das steht im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP. Nach langem Hin und Her soll das nun umgesetzt werden. "Wir sind jetzt soweit", erklärte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai am Donnerstag bei der traditionellen Politikerrunde "Debatt(l)e Royale" der Gamescom in Köln.

Die entscheidenden Abstimmungen zwischen den Ministerien liefen, sodass die Regierung ihre Initiative "Ende des Jahres technisch umsetzen" könne. Ähnliches hatte der Liberale zwar schon vor zwölf Monaten an gleicher Stelle angekündigt, doch daraus wurde dann nichts. Diesmal zeigte er sich überzeugt, dass das Thema tatsächlich abgeräumt werde.

Für E-Sport-Vereine soll es damit einfacher werden, Geld- oder Sachspenden einzuwerben und im Gegenzug Bestätigungen fürs Finanzamt auszustellen. Eine einschlägige Arbeitsgruppe gibt es im Bundestag schon länger. Die Videospiele-Branche liegt in der Frage der Anerkennung von E-Sport seit Jahren über Kreuz mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Dieser argumentiert, dass professionelles Daddeln aufgrund des Bewegungsmangels nicht als Sport einzustufen sei. Die Gegenseite spricht dagegen von athletischen Betätigungen.

"Wir sollten die Definitionsdiskussion links liegen lassen und in die Förderung gehen", forderte NRW-Medienminister Nathanael Liminski (CDU). "Wenn hunderttausende Menschen das machen, dann ist das gesetzt." E-Sport fördere die Kondition und die Inklusion, da auch Behinderte Teil der "Gemeinschaft über Bildschirme" sein könnten. Nordrhein-Westfalen hat laut Liminski eine E-Sports-Academy eingerichtet, um die "Player von morgen ganzheitlich" zu fördern, bis hin zu gesunder Ernährung. Auch Trainer würden dort inzwischen ausgebildet.

Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) verwies auf das Oberstufenzentrum Kommunikations-, Informations- und Medientechnik (OSZ KIM). Dort gibt es seit 1. August einen Ausbildungsgang immersive Mediengestaltung. Auch die Hochschule für Technik und Wirtschaft setze verstärkt auf Game-Design. Thema sei auch die Verantwortung der Spielemacher, die Helden einer Geschichte in Szene zu setzen und dabei beispielsweise an Frauen zu denken. Büning appellierte erneut an Entwickler, Hass und Diskriminierung keinen Raum zu geben und alle einzubeziehen. Gerade in Videospiel-Chats gebe es noch immer ein Riesenproblem. Nötig sei zudem, die Branche besser zu vernetzen, wozu es in der Hauptstadt etwa das House of Games gebe.

Christdemokrat Liminski ärgerte sich, dass wir "jedes Mal das Thema Förderung diskutieren müssen". Aktueller Stein des Anstoßes: Ende 2022 sicherte der Bundestag 70 Millionen Euro staatliche Hilfen für Games zu, nachdem die veranschlagten Haushaltsmittel in Höhe von 50 Millionen vorzeitig aufgebraucht waren. 2024 sollen es laut Bundesregierung nur 48,7 Millionen Euro sein.

"Wir sind uns einig, dass es mehr Geld braucht", machte sich auch Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) für mehr Fördermittel stark. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen dämpfte in Köln Hoffnungen, dass das Parlament diesmal erneut mehr Geld gibt.

"Trotz Notstand" in NRW habe die Landesregierung auf die eigenen Förderbeträge eine halbe Million draufgelegt, hielt Liminski dagegen. Der Berliner Senat habe mit Landesmitteln Anreize für E-Sport-Großveranstaltungen, gesetzt, berichtete Giffey.

Die Bundesregierung stehe für solide Finanzpolitik, erwiderte Djir-Sarai. Die FDP wolle den Games-Standort wettbewerbsfähig halten. Da sei es keine gute Methode, jedes Jahr darüber zu reden. Nötig seien mehr Geld und vor allem Planungssicherheit. Auch steuerliche Förderung müsse die Ampelkoalition hinbekommen. Hier sei das letzte Wort noch nicht gesprochen. Investitionen in den Sektor "müssen mehr werden", pflichtete Emily Büning, Geschäftsführerin der Grünen, bei. Sie halte es nicht für sinnvoll, angesichts einer drohenden Rezession "an der schwarzen Null" festzuhalten.

(ds)