IAA Mobility 2023: Das sind die Highlights

Auf der IAA Mobility in München wird es zahlreiche Premieren geben, und kaum eine hat noch einen Verbrenner. Wir stellen die wichtigsten Neuheiten schon vor.

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BMW i5

(Bild: BMW)

Lesezeit: 9 Min.
Inhaltsverzeichnis

Am neuen Konzept der IAA Mobility hatte es vor zwei Jahren reichlich Kritik gegeben, und das nicht nur von jenen, die das Auto an sich ohnehin abschaffen wollen. Die Idee, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, war gescheitert, wohl auch, weil wenig echtes Interesse daran auf beiden Seiten bestand. Vom 5. bis zum 10. September 2023 findet die zweite IAA Mobility in München statt, und das Überraschendste daran ist vermutlich, dass es am grundsätzlichen Konzept kaum Änderungen gibt. Die Messe wird wieder aufgeteilt. Auf dem ehemaligen Flughafen-Gelände in Riem haben nur noch Fachbesucher Zutritt. Das ist konsequent, denn das Publikum nutzte vor zwei Jahren ohnehin mehrheitlich die frei zugänglichen Stände in der Innenstadt. Auf dem Messegelände selbst war der Andrang recht überschaubar, zeitweise blieb er gar ganz aus. Mit Foodtrucks, Bühnen samt Poetry-Slam und allerlei Begleitprogramm kündigt sich hier eher ein Volksfest als eine Automesse an.

Zugesagt haben auch in diesem Jahr die Kritiker jeglicher Individualmotorisierung. Sie wollen unter anderem die "mörderischen Geschäfte der Autohersteller mit Militärfahrzeugen und Waffen" anprangern, wie es von der Gruppe SmashIAA hieß. Sie fordert ein Ende jeglicher Autoproduktion. Werben wollen diese und andere Zusammenschlüsse für ihre Sicht auf die Dinge wieder mit Verkehrsbehinderungen, was vermutlich nur geringe Chancen auf eine breite gesellschaftliche Akzeptanz ernten wird. Die zu erwartende Verhärtung in der Debatte hilft in der Sache leider kaum weiter. Dabei müsste manch ein dort gemachter Vorschlag dringend diskutiert werden. Dazu zählt etwa, wie wir die Verkehrslast umverteilen. Die Veranstalter der IAA haben Kritikern der Messe einen eigenen Stand angeboten, um auch dort ihre Argumente vorzubringen. Noch steht nicht fest, ob das angenommen wird.

BMW wird zur Messe in München nicht nur die 5er Limousine mitbringen, sondern dort auch den Kombi enthüllen. Ab 2024 wird auch der Touring auch als Elektroauto zu haben sein.

(Bild: BMW)

Auf der IAA Mobility werden auch in diesem Jahr bei Weitem nicht alle großen Autohersteller vertreten sein. Es fehlen unter anderem Hyundai, Kia, Mazda, Honda, Toyota, Volvo, Land Rover, Fiat, Peugeot, Jeep und Citroën. Dennoch hat die Messe einige Premieren zu bieten. BMW etwa nutzt die Bühne vor der eigenen Haustür und bringt unter anderem eine Studie mit, die einen Ausblick auf die nächste "Neue Klasse" geben soll. Sie dürfte 2025 mit einem ersten Serienmodell starten. Geplant ist eine Plattform mit ausschließlich batterieelektrischen Antrieben, auf der zahlreiche Modelle aufbauen sollen. Die Bezeichnung "Neue Klasse" ist kein Zufall, sondern bewusst gewählt. Nachdem sich das Unternehmen einst mit dem BMW 700 gerettet hatte, leitet die "Neue Klasse" den Aufstieg der Marke ein. Die auf der IAA Mobility gezeigte Studie gibt mehr als nur einen vagen Ausblick auf eines der kommenden Serienmodelle. Das hier gezeigte Konzept eines Head-up-Displays über die gesamte Breite der Frontscheibe dürfte mit der "Neuen Klasse" bei BMW debütieren.

Vorgestellt wird bei BMW die nächste Generation des Minis, bei dem vor allem das Elektroauto technisch einen großen Sprung macht. Schon das Basismodell bietet mit 40 kWh einen höheren Energiegehalt in der Batterie, das Topmodell kommt mit 54 kWh auf den Wert, den auch Stellantis in dieser Klasse anbietet. Als einer der ersten im ganzen Konzern erhält der Mini das Infotainmentsystem der neunten Generation. Premiere dürfte auf der IAA Mobility auch der sechste BMW 5er Touring haben, der wie die 5er Limousine auch mit Elektroantrieb auf den Markt kommt. Bis die ersten Modelle damit ausgeliefert werden, dürfte das Jahr 2024 angebrochen sein.

Audis Activesphere Concept ist von einem Serienmodell weit entfernt.

(Bild: Audi)

Bis Audi mit einem entsprechenden A6 e-tron kontert, wird noch einige Zeit vergehen. Auf der Messe steht auch hier eine Studie im Mittelpunkt. Audis "Activesphere Concept" mit E-Antrieb ist ein flaches, fast fünf Meter langes Fließheck mit riesiger Bodenfreiheit und gewaltigen Rädern. Chancen auf eine baldige Serienfertigung sind ausgeschlossen. Der überarbeitete Q8 wird auch auf dem für jedermann frei zugängigem Stand in der Innenstadt gezeigt. Er bekommt ein wenig Feinschliff, größere Änderungen bleiben aus. Erstaunlich ist die Entscheidung, den neuen Q6 e-tron nur auf dem Messegelände zu zeigen. Das E-SUV wird etwas größer als der Q4 e-tron und bekommt eine Spannungsebene von 800 Volt. Das soll dazu beitragen, die Ladeleistung potenziell deutlich anzuheben. Noch nicht im München gezeigt wird vermutlich die aktualisierte Fassung des A4. Sie soll im Herbst erscheinen.

Der MG Cyberster soll ab 2024 eine schmerzliche Lücke füllen: Cabrios mit E-Antrieb sind Mangelware. Erstmals gezeigt wurde der Cyberster in Goodwood.

(Bild: MG)

Kürzlich hatten wir einen Fiat 500E als Cabrio in der Redaktion, und er offenbarte einen schmerzlichen Mangel auf dem Markt. Denn der Fiat ist als batterieelektrisches Cabrio praktisch konkurrenzlos, sieht man einmal von der absurd teuren Sonderserie des Mini Cabrios ab. Ab dem kommenden Jahr will MG mit dem Cyberster diese Lücke schließen. Der Roadster ist rund 4,5 m lang. Ebenfalls auf dem Stand von MG ist die besonders kräftige Version "Xpower“" des MG4 zu sehen. Der Fahrer kann hier auf bis zu 320 kW zurückgreifen.

Renault verabschiedet derzeit die noch bestehenden Van-Überreste und wandelt sich zu einer SUV-Marke. Je nach Betrachtung ist der Scenic Opfer oder Profiteur dieser Entwicklung. Fest steht, dass es bei Renault langsam ziemlich unübersichtlich in der SUV-Modellpalette wird. Scenic und Rafale ergänzen das Angebot, was inzwischen aus Arkana, Austral, Captur, Koleos und Espace besteht. Der batterieelektrische Scenic bekommt den Antrieb des kleineren Megane E-Tech und wird mit 4,51 m etwa das Format eines VW Tiguan haben. Noch vergleichsweise selten ist die Möglichkeit, in dieser Klasse mit maximal 22 kW an Wechselstrom laden zu können. Der Scenic wird das serienmäßig mitbringen und auf der IAA Mobility erstmals ungetarnt zu sehen sein.

Der Renault Scenic, ab 1996 einer der Vorreiter im Bereich kompakte Vans, wandelt sich zu einem SUV.

(Bild: Renault)

Stellantis ist in München nur mit der Marke Opel vertreten. Im Fokus stehen drei Elektroautos, die formal alle schon bekannt sind: Corsa, Astra und Astra Sports Tourer sollen jene Interessenten ansprechen, die der SUV-Trend nicht anspricht. Sie eint der Antriebsstrang, dessen Eckdaten mit 54 kWh Energiegehalt, 100 kW DC-Ladeleistung und 115 kW Motorleistung identisch sind. Im neuen Corsa Electric wird alternativ weiterhin der schon bislang verbaute E-Antrieb angeboten. Geradezu erstaunlich ruhig ist es um den Mokka Electric geworden, in dessen Preisliste vom 16. August das Technik-Update mit stärkerem Motor und größerer Batterie weiterhin nicht zu finden ist – von einer Modellüberarbeitung samt einer Aktualisierung des Infotainmentsystems ganz zu schweigen. Falls Opel den aufgepeppten Mokka nicht doch noch überraschend mit nach München bringt, dürfte eine Premiere auf einem eigenen Termin innerhalb der nächsten Wochen erfolgen.

Die Studie Opel Experimental soll eine "klare Vision für die Zukunft der Marke" sein. Vermutlich werden wir sie in mehr oder weniger veränderter Form ab 2025 als Manta sehen.

(Bild: Opel)

Natürlich fehlt auch bei Opel eine Studie als Aufmerksamkeitsbeschleuniger nicht. Erste Bilder des Experimental gab es schon im August, live zu sehen ist der Wagen dann erstmals auf der IAA Mobility. Die Mischung aus SUV und Coupé sollte einen Vorgeschmack auf den kommenden Manta geben, der vermutlich ab 2025 gebaut wird. Sicher ist bislang vor allem eines: Der nächste Manta ist nicht mehr für Verbrennungsmotoren konzipiert.

Mercedes CLE Cabrio und Coupe sollen Interessenten von C- und E-Klasse ansprechen.

(Bild: Mercedes)

Mercedes zeigt in München ebenfalls eine optisch markante Studie. Die Vision One-Eleven hat keine Chance auf eine Serienproduktion. Sie erinnert an den C 111 aus den 1970er-Jahren. Mercedes spricht von einem Innenraum im Lounge-Stil und autonomem Fahren. Näher am aktuellen Geschehen sind der brandneue CLE und die frische E-Klasse, die auf der IAA als eleganter Kombi und im Förster-Look zu sehen ist. EQV, EQA und EQB treten in leicht überarbeiteter Fassung an.

Ford braucht dringend ein Elektroauto für die Massen. Genau das soll der neue Explorer werden.

(Bild: Ford)

Ford war mit dem Focus Electric vergleichsweise früh mit einem Serienmodell auf dem Markt, doch der Erfolg blieb aus. In der aktuellen Entwicklung liegt die Marke weit zurück: Bislang verkauft Ford in Europa mit dem Mustang Mach-E nur ein einziges Elektroauto, und der ist nun nicht gerade im Massensegment platziert. Mit dem Explorer soll sich das ändern: Das E-SUV basiert auf dem Modularen Elektrobaukasten des Partners Volkswagen, setzt sich optisch aber deutlich ab.

Die Produktion des VW ID.7 als Limousine läuft gerade an, der Kombi folgt im nächsten Jahr.

(Bild: VW)

Einen großen Messeauftritt leistet sich VW. Vorgestellt wird der neue Passat, der nochmals deutlich größer wird und als Plug-in-Hybrid eine elektrische Reichweite von rund 100 km schaffen soll. Mit nach München bringt VW natürlich auch den ID.7, dessen Serienproduktion gerade anläuft. Nur noch leicht getarnt ist auch der nächste Tiguan auf der IAA Mobility dabei. Definitiv verschoben wird die Vorstellung des überarbeiteten VW Golf. Seine Premiere dürfte erst Mitte Januar erfolgen, die Überarbeitung der Konzernmodelle Audi A3, Skoda Octavia und Seat Leon werden noch im Frühjahr folgen.

(mfz)