Vogelgrippe: Mann in Texas infiziert sich bei einer Milchkuh

In Texas infiziert das Vogelgrippevirus H5N1 derzeit viele Rinder. Mindestens ein Mensch soll sich angesteckt haben. Wie Behörden die Gefahrenlage einstufen.

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(Bild: alanisko/Shutterstock.com)

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Was kürzlich das Department of State Health Services (DSHS) in Texas berichtete, klingt ein bisschen bizarr: Mindestens ein Mann hat sich danach mit dem Vogelgrippevirus H5N1 angesteckt – bei einer Kuh. Meistens wird die Vogelgrippe, wie der Name vermuten lässt, von Federvieh übertragen. Und die Infektion von Menschen mit H5N1 ist generell sehr selten. In den USA ist der Fall aus Texas die zweite offiziell dokumentierte Infektion eines Menschen mit dem Virus.

Der Patient habe mit kranken Kühen gearbeitet, sagte Lara M. Anton, Sprecherin des texanischen Gesundheitsministeriums der New York Times. "Wir haben in Milchviehbetrieben ungefähr ein Dutzend Menschen mit Symptomen getestet. Nur eine Person hatte einen positiven Test." Er leidet vor allem unter einer Bindehautentzündung. Die Suche nach Infizierten hatte einen guten Grund: Im März berichtete die texanische Kommission für Tiergesundheit, dass das Vogelgrippevrius H5N1 in zwei Milchviehbetrieben des Bundesstaates grassiere. Auch in anderen US-Bundesstaaten hat das Virus offenbar Rinder infiziert. Laut der nationalen Gesundheitsbehörde USDA sind Farmen in Kansas, Kansas, Michigan und New Mexico betroffen. Vermutlich hätten Wildvögel, von denen einige tot auf Farmen gefunden wurden, das Futter oder Wasser kontaminiert. Ob sich die Rinder untereinander angesteckt haben, ist noch unklar.

Bei dem Virus handelt es sich um die hoch ansteckende H5N1-Variante 2.3.4.4b, die sich in den letzten Jahren weltweit verbreitet hat und vor gut einem Jahr das erste Mal im Menschen gefunden wurde. Sie hat sich den Behörden zufolge durch den Vorfall aber nicht verändert. Die Gefahr für die Bevölkerung sei nach wie vor gering, meldet die USDA. Von Kuhmilch, sofern sie wie üblich vor dem Verpacken erhitzt werde, gehe keine Gefahr aus. Beim Schutz von Menschen, die in Milchviehbetrieben arbeiten, könnten allerdings Atemmasken und Schutzbrillen helfen, empfiehlt der Tiermediziner Joe Armstrong von der University of Minnesota Extension im Fachblatt Science. Schließlich werden die Gänge häufig mit Hochdruckreinigern gesäubert, was auch die Viren kräftig aufwirbelt.

Ältere H5N1-Varianten wurden beim Menschen schon früher diagnostiziert, erstmals 1997. Seit 2003 haben sich der WHO zufolge weltweit mehr als 860 Menschen mit dem H5N1-Virus angesteckt. In rund 450 Fällen endete die Infektion tödlich. Übliche Symptome der Vogelgrippe sind Fieber, Husten und Halsschmerzen. Aber auch Bindehautentzündungen, wie sie den Infizierten aus Texas plagen, zählen dazu.

Gefürchtet wird vor allem eine Übertragung von Mensch zu Mensch, die bisher noch äußerst selten ist. Fachleute gehen davon aus, dass insbesondere Infektionen von Schweinen zu einer entsprechenden Anpassung des Virus führen könnte. "Schweine gelten als klassische Mischgefäße, weil sie sich mit Vogel-, Menschen- und Schweine-Influenzaviren anstecken können", heißt es etwa aus dem Robert-Koch Institut. Gleichwohl steigt das Risiko für entsprechende Mutationen im Grunde mit jeder Infektion. Und die Gefahr, dass sich aus verschiedenen Influenza-Viren gefährliche neue Stämme und Subtypen bilden, ist laut Weltorganisation für Tiergesundheit WOAH dort besonders hoch, wo Säugetiere eng zusammenleben, etwa in der Massentierhaltung.

Die Infektionslage in Kuhställen und auf Weiden soll nun genauer untersucht werden. "In den USA sollen Antikörpertests von Rinderherden zeigen, wie sehr sich die Infektion schon verbreitet hat", heißt es in Science. Zudem könnten Laborexperimenten helfen, zu klären, warum das Virus, das sonst vor allem im Atemtrakt wütet, sich offenbar auch gut in Eutern vermehrt.

Zwar wurden bereits zahlreiche andere Säugetiere mit H5N1 infiziert, darunter Katzen, Hunde, Füchse, Tiger und Delphine. Doch Rinder hatten bisher offenbar nur Wenige im Visier. Der Virologe Martin Beer vom deutschen Friedrich Löffler Institut immerhin hatte mit seinem Team schon 2006 herausgefunden, dass eine andere H5N1-Variante Kälber infizieren kann. Eine Erklärung für die befallenen Kühe in den USA hat er laut Science aber noch nicht. Spezielle Melkpraktiken könnten schuld sein oder auch bisher noch unerkannte genomische Adaptionen. Die Untersuchungen laufen noch. "Wir müssen bessere epidemiologische Daten abwarten", so der Forscher.

(anh)