Von Algorithmen aussortiert: Leuchtstärkstes Objekt im Universum entdeckt

Bei der automatischen Auswertung astronomischer Daten wurde jahrelang ein Rekordobjekt übersehen: Das am schnellsten wachsende, hellste Schwarze Loch überhaupt.

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Schwarzer Punkt inmitten von hell leuchtendem Material

Künstlerische Darstellung des Quasars

(Bild: ESO/M. Kornmesser)

Lesezeit: 3 Min.

Obwohl es seit Jahrzehnten auf astronomischen Aufnahmen auftaucht, wurde das am schnellsten wachsende und hellste Schwarze Loch des bekannten Universums erst jetzt als solches identifiziert. Das hat die Europäische Südsternwarte jetzt publik gemacht, deren Very Large Telescope (VLT) dafür benutzt wurde. Der Quasar mit der Bezeichnung J0529-4351 kommt demnach auf 17 Milliarden Sonnenmassen und eine Akkretionsscheibe aus darum rasendem Material mit einem Durchmesser von sieben Lichtjahren. Das wird dabei so erhitzt, dass sie insgesamt mehr als 500 Billionen Mal heller leuchtet als unsere Sonne. Gerade wegen dieser außergewöhnlichen Werte wurde es wohl bislang übersehen.

Aufnahme von J0529-4351 und der Umgebung am Nachthimmel

(Bild: ESO/Digitized Sky Survey 2/Dark Energy Survey)

Quasare sind sogenannte aktive Galaxienkerne, in deren Zentrum sich wiederum supermassereiche Schwarze Löcher befinden. Die sammeln Materie auf, die mit immenser Geschwindigkeit in der sogenannten Akkretionsscheibe um sie rast und deshalb enorm hell leuchtet. Dadurch gehören Quasare zu den hellsten Objekten, die wir kennen. Sie sind auch noch aus enormen Entfernungen auszumachen. Gefunden werden sie mit Methoden des maschinellen Lernens in riesigen Datensätzen aus Himmelsdurchmusterungen. Weil diese Algorithmen aber anhand von bereits bekannten Quasaren trainiert werden, von denen sich der jetzt gefundene deutlich abhebt, wurde er bislang offenbar immer übersehen. Entdeckt wurde er im Nachhinein nun sogar auf Aufnahmen aus dem Jahr 1980.

Die Vorstellung des Objekts strotzt nur so von Rekorden. So ist das Schwarze Loch auch das am schnellsten wachsende, das wir jemals entdeckt haben. Jeden Tag wächst es um etwa eine Sonnenmasse. Die Akkretionsscheibe dürfte die größte im Universum sein, der Durchmesser des enorm hell strahlenden Materiegemischs ist fast doppelt so groß wie die Entfernung zwischen der Sonne und dem nächstgelegenen Stern Proxima Centauri. Auch deshalb wurde das Objekt bei automatischen Analysen wohl immer wieder aussortiert und stattdessen womöglich für einen deutlich näheren Stern gehalten. Der wissenschaftliche Artikel zu der Entdeckung ist jetzt im Fachmagazin Nature Astronomy erschienen.

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Wie die Forschungsgruppe erläutert, wurde J0529-4351 bei einer automatischen Analyse der Daten des Weltraumteleskops Gaia als zu hell für einen Quasar eingestuft und erst im vergangenen Jahr in Daten vom Siding Spring Observatory in Australien als Quasar erkannt. Folgeuntersuchungen mit Instrumenten der ESA hätten dann die entscheidende Bestätigung geliefert. Es sei "seltsam, dass er bis heute unerkannt geblieben ist, wo wir doch bereits eine Million weniger beeindruckender Quasare kennen", meint Christopher Onken von der Australian National University (ANU). Seinem Team zufolge handelt es sich um das leuchtstärkste Objekt des Universums überhaupt. Das Licht sei 12 Milliarden Jahre bis zu uns unterwegs.

(mho)