Weltfunkkonferenz 2023: Karten für Mobilfunk, DVB und WLAN werden neu gemischt

Seite 2: Regelungen für Plattformen in großer Höhe

Inhaltsverzeichnis

Die Vorbereitungsgruppe für Asien und den Pazifik hofft auf eine Entscheidung zur Verbesserung des technischen und regulatorischen Rahmens für Plattformen in großer Höhe zwischen 20 und 50 Kilometer wie spezielle Luftballons. Solche High-Altitude Platform Stations (HAPS) sollen leichter eingeführt und erweitert werden können. Zudem wollen die Mitgliedstaaten in der Region neue Arten von Satellitendiensten unterstützen wie Earth Stations in Motion (ESIM), solange bestehende Kommunikationsservices geschützt bleiben.

Die GUS ist sowohl an der Implementierung von 5G als auch an Mega-Satellitensystemen mit nicht-geostationärer Satellitenumlaufbahn in verschiedenen Frequenzbändern interessiert. Es müsse aber eine Balance zwischen bestehenden und neuen Funkdiensten gewahrt werden. Die arabischen Staaten wollen untersuchen, wie Satellitentechnologien Breitbanddienste verbessern können, um die Konnektivität insbesondere in abgelegenen Gebieten zu verbessern. Die Region fokussiert sich ferner auf eine angemessene Frequenzzuteilung und notwendige Sicherheitsvorkehrungen für die Erderkundung, Satellitendienste und die Weltraumforschung.

Zu den Schlüsselaspekten für Afrika gehören das UHF-Band und die gemeinsame Nutzung von Spektrum zwischen Satelliten- und mobilen Breitbanddiensten. Eine Herausforderung besteht dort auch darin, die Bedürfnisse der etablierten Telcos mit denen geplanter neuer Dienste in Einklang zu bringen.

Schon die regionalen Vorbereitungen für eine Weltfunkkonferenz folgen festen Regeln, um möglichst alle Interessensvertreter einzubeziehen. Dieser Multi-Stakeholder-Ansatz bindet laut der ITU Regierungen, Regulierungsbehörden, Netzwerkbetreiber, Ausrüster sowie regionale und internationale Organisationen direkt in die Entwicklung konvergenter technischer und regulatorischer Lösungen ein. Anfang Oktober führte die ITU die abschließende Abstimmung der Agenda für die WRC-23 auf einem Workshop mit über 800 Teilnehmern in Genf durch. Die Palette umfasst demnach insgesamt Funktechnologien und damit verbundene regulatorische Herausforderungen und Fragen von 5G und mobilem Breitband bis hin zu entscheidenden Frequenzzuteilungen für Rundfunk, Luftfahrt, Seefahrt, Satelliten, Wissenschaft und Amateurfunkdienste.

Mehrere Tagesordnungspunkte befassen sich mit Spektrum für neue, verbesserte oder zusätzliche Zuweisungen für den Mobilfunk. Dies ist der ITU zufolge wichtig, um dem Datenhunger in diesem Bereich zu stillen und möglichst alle Menschen zu vernetzen. Es würden mehrere Frequenzbänder zwischen 3,3 GHz und 10,5 GHz in Betracht gezogen. Das Band 3600 bis 3800 MHz unterstützt bereits in mehreren Ländern verschiedene großflächige mobile Dienste einschließlich drahtloser Breitbandkonnektivität. In Europa, Afrika und der GUS sei dieses Spektrum dem Mobilfunk nur sekundär zugeteilt. Ein Upgrade auf den Primärbereich könnte vielen Staaten helfen, ihre Konnektivitätsziele besser zu erreichen.

Spektrum im Hochfrequenzbereich (HF) zwischen 2,85 MHz und 22 MHz unterstütze bereits die Fernkommunikation mit Flugzeugen, die sich außerhalb der Reichweite terrestrischer UKW-Systeme befinden, heißt es weiter. Auf der WRC-23 würden nun Änderungen an den Funkvorschriften geprüft, die die Nutzung bestehender HF-Bänder durch digitale Technologien in Sicherheitsanwendungen für Verkehrsflugzeuge ermöglichten. Die Konferenz werde sich parallel mit möglichen neuen Frequenzzuteilungen für "nicht sicherheitsrelevante" Szenarien innerhalb des Flugmobilfunkdienstes in den Bändern 15,4 bis 15,7 GHz und 22 bis 22,21 GHz für breitbandige Sichtdatenverbindungen befassen. Dies würde den Datenaustausch zwischen Flugzeugen untereinander und vom Flieger zum Boden ermöglichen, um Beobachtungsmissionen, Such- und Rettungseinsätze, Geowissenschaften und Landmanagement zu unterstützen.

Ausloten wollen die Delegierten auch die Machbarkeit potenzieller Übertragungen von Satellit zu Satellit im Rahmen der derzeitigen festen Dienstzuteilung in den Frequenzbändern 11,7 bis 12,7 GHz, 18,1 bis 18,6 GHz, 18,8 bis 20,2 GHz und 27,5 bis 30 GHz. Dadurch soll eine effiziente, schnelle und kostengünstige Übertragung der an Bord eines Satelliten im erdnahen Orbit (LEO) empfangenen Daten per Weltraumrelais zur Erde gewährleistet werden. Studien zufolge drohen hier keine Auswirkungen auf die meisten etablierten Dienste, obwohl in einigen spezifischen Konfigurationen Probleme drohen könnten.

"In der heutigen vernetzten Welt steht die Suche nach einer gemeinsamen Basis bei der Zuweisung und Regulierung von Funkfrequenzen im Mittelpunkt der globalen Bemühungen, die universelle Konnektivität und den nachhaltigen digitalen Wandel für eine nachhaltige Entwicklung zu beschleunigen", erklärte ITU-Generalsekretärin Doreen Bogdan-Martin vorab.

Wie auch immer in vier Wochen die Ergebnisse lauten: Diese "schreiben nicht die Nutzung eines Bandes in einem bestimmten Land oder einer bestimmten Region vor", heißt es aus Brüsseler Kreisen. Vorgegeben werde vielmehr der Grad zulässiger Störungen an der Grenze benachbarter Länder und Gebiete. Es bleibe einzelnen Staaten überlassen, "für welche Dienste ein bestimmtes Band unter der Bedingung einer nicht schädlichen Interferenz genutzt wird". Letztlich komme es also auf die EU-Gesetzgebung an. Die entsprechenden Gremien träfen im Nachgang etwa auch "ihre eigenen souveränen Entscheidungen darüber", wie das 6-GHz-Band im Einklang mit den EU-Zielen und -Vorgaben zum Nutzen der Wirtschaft und Gesellschaft aufgeteilt werde.

(kbe)