Weltfunkkonferenz: Mobilfunkprovider wollen Zugang zum WLAN-Frequenzband

Funkfrequenzen sind eine knappe Ressource. Bei der Weltfunkkonferenz plädieren Mobilfunkanbieter für die Öffnung des für WLAN reservierten 6-GHz-Bands.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 73 Kommentare lesen

(Bild: TPROduction/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Angela Meyer
  • mit Material der dpa

Damit die Handynetze den rasant steigenden Datenbedarf auf lange Sicht stemmen können, hat sich O2-Chef Markus Haas für eine Freigabe weiterer Frequenzbänder für den Mobilfunk ausgesprochen. "Es sind leistungsstarke Netze nötig, die eine wachsende Nutzung der Cloud und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz möglich machen", sagte der Vorstandsvorsitzende von Telefónica der Deutschen Presse-Agentur in München.

Bei der Weltfunkkonferenz in Dubai beraten Behördenvertreter aus der ganzen Welt noch bis zum 15. Dezember, wie die Funkfrequenzen langfristig genutzt werden sollen. Die Weltgemeinschaft spricht sich hierbei ab, damit die Standards überall gleich sind und Handynutzer nicht nur in der eigenen Region Empfang haben, sondern auch auf Reisen in anderen Regionen. Auch für den Flugverkehr sind einheitliche Vorgaben wichtig.

Derzeit seien nur 10 Prozent der Daten in der Cloud, dieser Anteil werde künftig angesichts der sich wandelnden Nachfrage deutlich steigen. Daher seien höhere Netzkapazitäten in zusätzlichen Funkbändern nötig, sagte Haas. Aus seiner Sicht eignet sich das 6-Gigahertz-Band für einen Echtzeit-Transport der riesigen Datenmengen.

Bisher ist dieses Band für WLAN und für Satellitenbetreiber reserviert. Schon im Juni appellierte ein breites Bündnis aus Netzbetreibern, Hardwareherstellern und Verbänden an die EU-Staaten, das 6-GHz-Band bei der Weltfunkkonferenz in Dubai nicht für die Mobilfunknutzung zu reservieren und stattdessen für WLAN verfügbar zu machen. Eine exklusive Zuweisung des Frequenzbereichs für drahtloses Internet ist laut Netzwerkausrüster Lancom entscheidend für den kostengünstigen Zugang zu neuen digitalen Diensten.

Haas hofft dagegen auf ein Signal aus Dubai, dass die bisherige Frequenznutzung umgestaltet werden soll. Ab 2030 könnte beispielsweise das 6-Gigahertz-Band freigegeben werden, sagte der Firmenchef. Bei Tests habe O2 Telefónica in diesem Funkband sehr gute Ergebnisse erzielt. "Eine 2-Gigabit-Übertragung ist machbar." Bisher kommen die meisten Antennen in Deutschland, die in niedrigeren Funkbändern senden, nur auf 0,1 Gigabit pro Sekunde.

Die Funkbänder haben unterschiedliche Stärken. Grundsätzlich gilt: Je höher der die Frequenz ist, desto niedriger ist die Reichweite und desto höher der Datendurchsatz. Auf hohen Frequenzen ist eine Echtzeit-Verbindung möglich, also ohne Verzögerungen. Diese Antennen funken aber nicht weit, daher sind für eine lückenlose Abdeckung viel mehr Masten nötig als auf niedrigen Frequenzen. Mit Blick auf die Notwendigkeit der Nutzung höherer Frequenzen sagte Haas, dass sich das Netz aus Masten und Dachstandorten verdichten werde – es werde künftig also deutlich mehr Antennenstandorte geben müssen als bisher.

Trotz der geringen Funkreichweite von weniger als einem Kilometer hält Haas das 6-Gigahertz-Band für geeignet. "Es ist sehr leistungsfähig und es wird kaum genutzt: Es hat sehr hohe Bandbreiten, die eine mobile Standleitung ermöglichen."

Der Datenbedarf im Mobilfunk werde in den kommenden Jahren stark anziehen. "Für das vernetzte Fahren von Autos, Lastwagen oder Zügen müssen wir unglaubliche Datenmengen möglichst in Echtzeit bewegen können." Als Funkstandard werde dann aller Voraussicht nach 6G zur Geltung kommen, das Ende des Jahrzehnts auf den Massenmarkt kommen dürfte. Die Internationale Fernmeldeunion (ITU) hat im Vorfeld der Weltfunkkonferenz den Rahmen für die Entwicklung von Technologien und Standards für die sechste Mobilfunkgeneration (6G) veröffentlicht.

(anm)