Telefónica Deutschland: Spanische Mutter will alle Aktien übernehmen

Der spanische Telefónica-Konzern will auch die restlichen Anteile seiner Deutschlandtochter übernehmen, die unterdessen mit solider Geschäftsentwicklung glänzt.

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Eine Mobilfunkantenne auf einem Dach, im Hintergrund der Kölner Dom

Mobilfunkantenne von O2 in Köln.

(Bild: Telefónica Deutschland)

Lesezeit: 3 Min.

Telefónica will seine Deutschlandtochter vollständig übernehmen. Der spanische Telekommunikationskonzern hat am Dienstag überraschend ein Übernahmeangebot für die noch ausstehenden gut 28 Prozent an Telefónica Deutschland veröffentlicht. Bisher halten die Spanier knapp 72 Prozent des Unternehmens, das in Deutschland unter der Marke O2 überwiegend Mobilfunkanschlüsse anbietet.

Telefónica wolle sich auf Kernmärkte konzentrieren, teilte das Unternehmen mit. Deutschland sei einer der "attraktivsten und stabilsten Telekommunikationsmärkte in Europa". Die Spanier bieten 2,35 Euro pro Aktie. Der Kurs der Telefónica Deutschland Holding AG schloss am Montagabend bei 1,70 Euro. Derzeit notiert das Papier bei 2,35 Euro.

Wie Telefónica Deutschland mitteilte, prüfen Vorstand und Aufsichtsrat des Unternehmens die Angebotsunterlagen und werden dann Stellung nehmen. Die Firma hat rund 7500 Vollzeitstellen, neben der Zentrale in München ist der ehemalige E-Plus-Sitz in Düsseldorf ein großer Firmenstandort. Deutschlandchef Markus Haas wertete das Vorhaben der spanischen Mutter als "starkes Commitment".

Unterdessen hat Telefónica Deutschland am Dienstag sein Geschäftsergebnis des dritten Quartals vorgelegt. Demnach konnte das Unternehmen den Umsatz im dritten Quartal um 2,2 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro steigern. Im Kerngeschäft mit Mobilfunkdiensten stieg der Umsatz um 3,4 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Unterm Strich blieb ein Ergebnis von 41 Millionen Euro nach 39 Millionen Euro in der Vergleichsperiode des Vorjahrs (+6 Prozent)

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Im dritten Quartal gewann das Unternehmen nach dem Abzug von Kündigungen rund 400.000 Mobilfunk-Kunden hinzu und damit etwa ein Drittel mehr als im zweiten Quartal (rund 300.000). Insgesamt verzeichnet das Unternehmen über 45 Millionen Mobilfunkanschlüsse, davon gut 60 Prozent mit Laufzeitverträgen. Dazu versorgt O2 noch 2,4 Millionen Festnetzanschlüsse, die von anderen Anbietern angemietet werden.

Ein Grund für die anziehenden Kundenzahlen dürfte das verbesserte Preis-Leistungs-Verhältnis bei O2 sein. Mit hohen Investitionen in seine Netzinfrastruktur hat Telefónica Deutschland sein Angebot deutlich attraktiver gemacht. Firmenchef Markus Haas war zufrieden: "Nach einem starken dritten Quartal sind wir voll auf Kurs, unsere Ziele für das Geschäftsjahr 2023 zu erreichen."

Mit dem anstehenden Markteintritt des vierten Mobilfunknetzbetreibers 1&1 entfällt für Telefónica Deutschland ein Großkunde, der bisher seine Mobilfunkdienste als Wiederverkäufer vor allem auf dem O2-Netz angeboten hat. Analystenschätzungen zufolge bekommt O2 bisher etwa 500 Millionen Euro pro Jahr von 1&1. Beide Unternehmen verbindet noch eine Roaming-Vereinbarung, allerdings wird 1&1 mittelfristig zu Vodafone als Roaming-Partner wechseln.

(vbr)