25 interessante Motorräder der nächsten Saison

Das Jahr 2022 dürfte für Motorradfans spannend werden, denn die Hersteller planen nach eher enttäuschenden 2021er-Verkaufszahlen zahlreiche Neuheiten.

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Yamaha R7
Lesezeit: 30 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Das Jahr 2021 ist für den deutschen Motorradmarkt nicht erfolgreich verlaufen, Doch die Hersteller haben sich nicht entmutigen lassen und wollen 2022 mit zahlreichen neuen Modellen gegensteuern. Wir haben die 25 interessantesten Neuerscheinungen herausgesucht, da dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein: Von hochbeinigen Enduros wie die Aprilia Tuareg 660 über komfortable Tourensportler wie die Suzuki GSX-S 1000 GT bis hin zu kraftstrotzenden Superbikes wie die Ducati Panigale V4, vom günstigen Einsteigermodell wie die Voge 300 GY Rally bis zur Luxusklasse wie die Norton V4 SS, vom Retro-Stil wie die Brixton Cromwell 1200 bis zur Avantgarde wie die BMW CE 04.

Der Trend zu attraktiv gezeichneten Mittelklassemodellen wie die Triumph Tiger Sport 660 setzt sich fort, die Hersteller hoffen hier auf hohe Stückzahlen. Reiseenduros wie die Triumph Tiger 1200 bleiben weiterhin sehr beliebt, dennoch wagen einige Marken wieder reine Tourensportler anzubieten wie etwa Honda die NT 1100. Sogar in der schon lange siechenden Sportmotorradklasse werden die Marken wieder mutiger, siehe Yamaha mit der R7.

Nur bei den Elektromotorrädern ist kein wirklicher Aufwärtstrend zu sehen, auch wenn sich inzwischen viele Start-ups auf dem Markt tummeln. Für den Geschmack der meisten Motorradfahrer mangelt es den elektrischen angetriebenen Modellen an Reichweite und Ladegeschwindigkeit, vom hohen Gewicht und den oft enorm hohen Preisen ganz zu schweigen.

Leider zeichnen sich jetzt schon bei vielen Marken und Modellen Lieferengpässe für 2022 ab, die Pandemie bedingten Ausfälle unter den Zulieferern – vor allem bei den Halbleiterherstellern – betreffen auch die Motorradindustrie. Wer also auf Nummer Sicher gehen möchte, nächste Saison sein neues Traummotorrad fahren zu können, sollte mit seiner Bestellung nicht mehr lange warten.

Mit der Tuareg 660 will Aprilia in der boomenden Mittelklasse ein ernsthaftes Wort mitsprechen. In Rallye-Optik macht die Reiseenduro viel her und wirkt mit der LED-Frontmaske, steil stehendem Windschild und groben Stollenreifen absolut wüstentauglich. Ihr 660-cm3-Motor stammt aus der Tuono 660 bzw. RS 660, wurde jedoch für den Einsatzbereich Touring und Offroad in der Höchstleistung von 100 auf 80 PS gekappt, dafür bekam er einen besseren Drehmomentverlauf. Von seiner Drehfreude dürfte der Reihenzweizylinder aber nicht viel verloren haben.

Mit 240 mm Federwege vorne wie hinten ist die Tuareg bestens für Geländeausflüge gerüstet, allerdings mit 860 mm Sitzhöhe nicht gerade niedrig geraten. Aprilia gibt das Trockengewicht mit nur 187 kg, und selbst wenn der 18-Liter-Tank befüllt ist, dürfte die Tuareg 660 immer noch zu den Leichtgewichten unter den Reiseenduros gehören. Mit 11.990 Euro ist sie allerdings kein Sonderangebot.

Die chinesisch-italienische Marke Benelli erweitert seine Produktpalette mit der TRK 800 nach oben. In Italien gehört die Benelli TRK 502 zu den Bestsellern, jetzt bekommt die Reiseenduro mit 754 cm3 einen gehörigen Hubraumnachschlag. Der wassergekühlte Reihenzweizylinder leistet 77 PS bei 8500/min sowie 67 Nm bei 6500/min und wird damit die Fahrleistungen der kleineren Schwester deutlich übertreffen. Die TRK 800 zeigt ein hochwertiges Fahrwerk mit einer voll einstellbaren Upside-down-Gabel von Marzocchi und hat vorne wie hinten 170 mm Federweg.

Ab Werk bekommt die TRK 800 grobstollige Pirelli-Scorpion-STR-Reifen auf die Drahtspeichenfelgen gezogen, was ihren Adventure-Anspruch unterstreichen soll. Die Doppelscheibenbremse mit den Vierkolbenbremssätteln stammen von Brembo. LED-Licht und TFT-Display sind serienmäßig. Mit vollem 22-Liter-Tank soll sie 226 kg wiegen. Die TRK 800 wird im Sommer 2022 nach Deutschland kommen, der Preis ist noch unbekannt.

Es war eine kleine Sensation, als Kawasaki auf der EICMA 2019 verkündete, 49,9 Prozent Anteile von Bimota zu übernehmen. Die italienische Edelschmiede stand mal wieder kurz vor der Insolvenz, da kam der Gigant aus Japan als Retter gerade noch rechtzeitig. Natürlich darf Bimota jetzt nur noch Kawasaki-Motoren einsetzen. Als erste erschien Anfang 2021 die Tesi H2 mit 231-PS-Kompressormotor und Achsschenkellenkung für 64.000 Euro. Für nächstes Jahr legt Bimota mit der KB4 nach, die den 142 PS starken Reihenvierzylinder aus der Z 1000 SX trägt. Doch wer jetzt wie früher eine Ikone des Motorradbaus von Bimota erwartet, dürfte ernüchtert werden.

Die bauchige Vollverkleidung der KB4 verläuft seitlich bis ins Heck und lässt die Bimota KB4 pummelig erscheinen. Dabei hat sie mit 194 kg im Vergleich zur Z 1000 SX um 41 kg abgenommen. Der Grund für das merkwürdige Design liegt im Kühler, der unter die Sitzbank wandert und über große Luftkanäle an der Seite Frischluft zugefächert bekommt. Das komplett neue Chassis weist mit 1390 mm einen kurzen Radstand auf, die Federelemente stammen von Öhlins. Ihr zur Seite stellt Bimota noch die unverkleidete KB4 RC, für beide Modelle sind noch keine Preise bekannt.

Willkommen in der Zukunft. Zumindest sieht der Elektroroller BMW CE 04 aus, als wäre er einem Science-Fiction-Film entsprungen. Der CE 04 ist für den urbanen Einsatz konzipiert und bekam eine 8,9 kWh große Batterie. Der Elektromotor leistet bis zu 31 kW, die Dauerleistung liegt bei 15 kW und 62 Nm Drehmoment. Die Höchstgeschwindigkeit gibt BMW mit 120 km/h an und der Roller soll bis zu 130 Kilometer Reichweite schaffen. Für Führerschein-A1-Besitzer und für den erweiterten Autoführerschein B196 gibt es den CE 04 auch mit 11 kW (15 PS) Leistung.

Bei einem Gewicht von satten 231 kg hielt es BMW für geraten, in den CE 04 einen Rückwärtsgang einzubauen. Mit dem integrierten 2,3-kW-Ladegerät braucht die Lithium-Ionen-Batterie 4 Stunden und 20 Minuten, um sich komplett zu füllen, mit optionalem 6,9-kW-Schnellladegerät dauert es 1 Stunde und 40 Minuten. Wie bei BMW üblich gibt es etliche elektronische Assistenzsysteme wie drei Fahrmodi, Kurven-ABS und Schlupfregelung sowie ein 10,5 Zoll großes TFT-Display. Mit 11.990 Euro ist der CE 04 nicht gerade ein Sonderangebot.

Brixton Cromwell klingt urbritisch, in Wahrheit stammt das Retro-Bike aber aus China, die Marke gehört jedoch zur österreichischen KSR-Gruppe, wo es auch entworfen wurde. Bislang hatte Brixton maximal 500 cm3 Hubraum im Programm, das wird jetzt kräftig auf 1222 cm3 aufgestockt. Offensichtlich haben sich die Designer die Triumph Bonneville T120 als Vorbild genommen und entsprechend elegant ist das Ergebnis.

Die Cromwell 1200 hat einen rundlichen Tank, eine dicke Sitzbank, Doppelschleifenrohrrahmen, Stereo-Federbeine, Faltenbälge an der Telegabel, Rundscheinwerfer und Drahtspeichenräder. Nur im Cockpit erwartet den Fahrer ein modernes TFT-Display. Der Reihenzweizylindermotor leistet 82 PS bei 6500/min und bullige 108 Nm Drehmoment schon bei 3500/min – offensichtlich ist die große Brixton sehr auf Durchzug ausgelegt. Mit 9999 Euro wird die Cromwell 1200 zu einem Kampfpreis angeboten und steht ab März bei den Händlern.

Ducati renovierte für 2022 sein Superbike Panigale V4. Erkenntnisse aus der Superbike-WM flossen in das Flaggschiff aus Bologna ein: Motor, Fahrwerk, Aerodynamik, Ergonomie und Elektronik wurden überarbeitet. Die Panigale V4 soll noch größeren Abtrieb entwickeln, der Sitz und die Form des Tanks dem Fahrer mehr Halt bieten. Der V4-Motor leistet mit 215,5 nun 1,5 PS mehr und einige Gangstufen wurden länger übersetzt, das soll angeblich fünf km/h Höchstgeschwindigkeit mehr ergeben – die lag bislang laut Hersteller bei 299 km/h.

Der Schwingendrehpunkt wanderte um 4 mm nach oben. Das TFT-Display zeigt noch mehr Infos und verfügt über eine Bluetooth-Verbindung zum Smartphone. Auch die vier Fahrmodi wurden neu abgestimmt, so reduziert der "Low"-Modus die Leistung auf 150 PS. Die um 3 kg leichtere Panigale V4 S verfügt über ein semi-aktives Öhlins-Fahrwerk und geschmiedete Marcchesini-Felgen. Die Preise für das atemberaubende Superbike starten bei 23.990 Euro für die V4 und 29.990 Euro für die V4 S.

Mit der Multistrada ist Ducati schon lange im Segment der Reiseenduros unterwegs, aber echte Geländefahrer rümpfen darüber nur die Nase. Das soll sich jetzt mit der DesertX ändern. Sie kommt im gefälligen Retro-Stil daher und zeigt zwei Rundscheinwerfer in der Frontmaske wie in den 1980er-Jahren. Das LED-Rücklicht ist in ein breites Schutzblech eingelassen und ein solider Metallbügel umrahmt das Heck. Bei der Farbgebung hat sich Ducati von der Cagiva Elefant 900 i.E. mit der Lucky Explorer-Lackierung von 1991 inspirieren lassen, die damals einen Ducati-Motor trug.

Die DesertX geriet mit einem Trockengewicht von 202 kg deutlich schlanker als die Multistrada V2 und mit vollem 21-Liter-Tank wiegt sie laut Hersteller 223 kg. Mit ordentlichen Federwegen von 230 mm vorne und 220 hinten gesegnet sowie ein 21-Zoll-Vorder- und 18-Zoll-Hinterrad ist sie gut für Geländefahrten gerüstet. Allerdings ist sie mit 875 mm Sitzhöhe nichts für Kurzgewachsene. Befeuert wird die DesertX von Ducatis bewährten 937-cm3-V2, dessen Leistung für die Enduro geringfügig auf 110 PS und 92 Nm Drehmoment reduziert wurde. Die DesertX soll im nächsten Frühling nach Deutschland kommen, ihr Preis startet bei 15.990 Euro.

Für Hondas Fireblade ist 2022 ein ganz besonderes Jahr, feiert sie doch ihren 30. Geburtstag. Das nahm der weltgrößte Motorradbauer zum Anlass, um das limitierte Sondermodell CBR 1000 RR-R Fireblade SP 30th Anniversary wie ihre farbenfrohe 900er-Urahnin von 1992 zu lackieren. Sie unterscheidet sich von der normalen SP zwar nur in der Lackierung, doch Honda hat sein Superbike für nächstes Jahr überarbeitet. So bekommt die Fireblade einen neuen Zylinderkopf, der unter anderem flacher stehenden Einlassventile aufweist, die Höchstleistung beträgt weiterhin 217 PS bei 14.500/min.

Erstmals bei einem Serienmotorrad kommen Nocken mit DLC-Beschichtung zum Einsatz, um die Reibung des Ventiltriebs zu reduzieren. Ein Kritikpunkt des Vorgängermodells wird endlich behoben: Die Sekundärübersetzung fällt nun mit einem 43er- statt 40er-Kettenblatts kürzer aus und soll den Durchzug verbessern. Der Radstand wächst um 5 mm und die Schlupfregelung wird optimiert. Es gibt die Fireblade auch noch als R in Rot und als SP in Rot oder Schwarz lackiert. Den Preis für die CBR 1000 RR-R SP 30th Anniversary hat Honda noch nicht bekanntgegeben, er dürfte sich jedoch jenseits von 26.000 Euro bewegen.

Für alle Freunde des gepflegten Tourens, die keine Reiseenduro haben wollen, hat Honda endlich wieder einen Tourensportler ins Programm gehoben. Die NT 1100 greift auf den Motor der erfolgreichen Africa Twin zurück. Aus 1084 cm3 Hubraum holt der Reihenzweizylinder 102 PS bei 7500/min und 104 Nm bei 6250/min.