40 Jahre Kawasaki GPZ 900 R Ninja: Die Überfliegerin

Seite 2: Günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis

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Die GPZ 900 R wurde den Kawasaki-Händlern weltweit aus den Schaufenstern gerissen, nicht zuletzt, weil sie mit 11.390 Mark ein vergleichsweise günstiges Angebot darstellte, die BMW K 100 RS kostete rund 4000 Mark mehr, bot aber nur 90 PS, eine Yamaha FJ 1100 hatte zwar deutlich mehr Hubraum und 126 PS, war aber über 1300 Mark teurer, schwerer und längst nicht so handlich. Ihr sportliches Talent bewies die GPZ 900 R schon im ersten Jahr bei der TT Isle of Man, als Geoff Johnson auf ihr die Production-Class C bis 1500 cm3 gewann.

Kawasaki GPZ 900 R (6 Bilder)

Das Hinterrad wurde über das "Uni-Trak"-System mit Umlenkung gefedert und gedämpft. Die GPZ 900 R war die erste Kawasaki mit Exzenter-Kettenspanner.
(Bild: Kawasaki)

Zwar verlor die GPZ 900 R bereits 1985 ihren Ruf als sportlichstes Viertakt-Motorrad an die Suzuki GSX-R 750, die mit einem Aluminiumrahmen, nur 200 kg Gewicht und einer fulminanten Handlichkeit aufwarten konnte. Doch im Gegensatz zur radikal sportlichen Suzuki verband die Kawasaki gekonnt Sport mit Tourentauglichkeit, dank ihrer relativ aufrechten Sitzposition, denn die Stummellenker waren hoch gekröpft und die Fußrasten erlaubten einen entspannten Kniewinkel, obwohl der Fahrer auf nur 780 mm Höhe hockte. Ihre Sitzbank erwies sich als sehr bequem auch für zwei Personen, selbst Koffer ließen sich montieren und der 22-Liter-Tank ermöglichte große Reichweiten.

Doch nicht nur deshalb gehörte die GPZ 900 R lange zu den beliebtesten "Big Bikes", wie die Verkaufszahlen bewiesen. Sie bestach auch durch Zuverlässigkeit, Laufleistungen von über 100.000 km waren mit dem Motor problemlos möglich, lediglich der Steuerkettenspanner der ersten Baujahre machte gelegentlich Kummer. Bei einer Literleistung von 127 PS war eine solche Standfestigkeit früher längst keine Selbstverständlichkeit gewesen. Unerwartete Hilfestellung erhielt Kawasaki 1986 aus Hollywood. Tom Cruise fuhr im Blockbuster "Top Gun" werbewirksam mit der GPZ 900 R (allerdings ohne Kawasaki- und Modell-Schriftzügen) über die Leinwand. Die meisten Amerikaner kannten die GPZ 900 R nur unter dem Namen "Ninja", dabei hatte Kawasaki zunächst arge Bedenken ihr diesen Beinamen zu verleihen. In Japan genossen die Schattenkrieger bis dahin einen eher schlechten Ruf als Meuchelmörder, doch der Kawasaki-Marketing-Director Mike Vaughan konnte die Chefetage schließlich überzeugen. Der Name dient bis heute der sportlichen Kawasaki-Baureihe als Bezeichnung.

Als Kawasaki 1993 die GPZ 900 R vom deutschen Markt nahm, waren im Werk in Akashi bereits über 74.000 Stück produziert worden. Wie beliebt sie war, lässt sich allein schon aus der Tatsache schließen, dass ihre eigentliche Nachfolgerin GPZ 1000 RX nur von 1986 bis 1988 und ihre Nach-Nachfolgerin ZX-10 von 1988 bis 1990 produziert wurden. Für den US-Markt wurde die GPZ 900 R gar bis 2003 weitergebaut und erreichte damit die biblische Produktionszeit von 20 Jahren. Damit hatte sie sogar ihre Urenkelin ZZ-R 1100 überdauert.

Im Laufe ihrer Historie hatte die GPZ 900 R nur wenige Änderungen erfahren wie etwa ein 17 Zoll großes Vorderrad, eine breitere Hinterradfelge, Vierkolben-Bremszangen und größere Bremsscheiben vorne. Heute gilt die GPZ 900 R als Meilenstein im Motorradbau. Ihr modernes Design und der brillante Vierzylindermotor mit 16 Ventilen und Flüssigkeitskühlung waren wegweisend für nachfolgende Generationen – bis heute haben alle japanischen Superbikes und BMW in der S 1000 RR dieses Motorenkonzept beibehalten. Die Talente der GPZ 900 R sowohl im Sport als auch im Touring waren bemerkenswert und ihre Fahrleistungen können sich immer noch sehen lassen.

(fpi)