Geodaten für Fotos

Kaum jemand hat eine Kamera mit GPS-Modul. Trotzdem kann jeder seine Bilder lokalisieren. Externe GPS-Empfänger schaffen die Grundlage für eine Verknüpfung von Fotos und Karten – aber auch ohne zusätzliche Hardware funktioniert Geokodierung

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Lesezeit: 31 Min.
Von
  • Dr. Thomas Grobe
  • Dr. Thomas J. Schult
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Einerseits sorgt die Digitalfotografie dafür, dass der Hobbyknipser wesentlich mehr Aufnahmen macht als noch zu analogen Zeiten. Auf der anderen Seite gibt sie ihm auch neue Mittel an die Hand, die Bilderflut in den Griff zu bekommen, sie zu organisieren und effizient zu durchsuchen. Schließlich landen die Fotos durchnummeriert auf der Festplatte, und schon der Windows-Explorer zeigt in den Datei- Eigenschaften den Zeitpunkt der Aufnahme, wie er in den EXIF-Daten jedes Fotos verzeichnet ist. Auch der Aufnahmeort kann in Form seiner geografischen Koordinaten Eingang in die Metadaten eines Fotos finden. Bisher bieten jedoch nur wenige Kameras eine automatische Geokodierung. Deshalb ist etwas Aufwand erforderlich, um Fotos dauerhaft zu verorten.

Eine manuelle Zuordnung von Fotos zu Orten erscheint zumindest für den einfach, der seine Fotos in die populäre Online-Datenbank flickr.com einstellt. Dort kann er zu jedem Bild den Aufnahmeort wählen, wobei die Karten von Yahoo! Maps zum Einsatz kommen. Wie er sonst Orte auf Wandkarten mit Stecknadeln markiert, platziert er hier etwa seine Aufnahmen einer Wandertour in übersichtlicher Weise auf einer Karte, die das gerade das erwanderte Gebiet zeigt. Dieses Vorgehen taugt sicher für einzelne Bilder, genügt dem anspruchsvolleren Fotografen jedoch nicht. Schließlich muss manuell jedem Foto ein Aufnahmeort auf der Karte zugeordnet werden.

Das ist viel Arbeit und oft auch gar nicht möglich. Wie soll man Stunden oder gar Monate nach einer Aufnahme den Ort noch präzise bestimmen können? Zudem handelt es sich bei flickr um eine proprietäre Geokodierung, die nicht in den EXIF-Daten eines Fotos abgelegt ist. Außerhalb der Bilder-Site sind die Fotos damit genau so ortlos wie vor dem Tagging mit flickr. Ein kostenloses Programm wie das auf der Heft-DVD befindliche Panorado Flyer ist da schon sinnvoller: Es ermöglicht die Geokodierung durch Eingabe der Koordinaten oder alternativ über Google Earth. Doch auch hier muss der Fotograf jedes Bild einzeln kodieren.

Wer es ernst meint mit der Geokodierung, möchte den Vorgang automatisieren, ohne seine Kamera wechseln zu müssen. Darüber hinaus legt er sicher Wert darauf, die Fotos unabhängig von einer bestimmten Anwendung zu kodieren, die geografischen Angaben also in den EXIF-Daten zu speichern. Dabei reichen auf unserem Planeten drei Zahlenangaben völlig aus: Breite, Länge und Höhe. Obwohl die Werte der geografischen Breite und Länge nicht unbedingt anschaulich sind, dürften sie über Generationen und Kulturen hinweg verstanden werden. Wer beim Fotografieren in der Regel festen Boden unter den Füßen spürt, kann sich sogar die Höhenangabe sparen. Geografische Koordinaten werden zudem immer vertrauter, weil wir öfter mit ihnen konfrontiert sind, nicht nur dank des Global Positioning System (GPS). GPS-Empfänger helfen Millionen mobiler Menschen bei der Navigation, ob im Auto oder im Gelände. Und wer mit Google Earth einen Blick aus der Vogelperspektive wagt, sieht am Rand der Luftbildkarte auch gleich die Angaben zu Länge, Breite und Höhe.

Die Geokodierung verhilft Google Earth zu einer neuen Perspektive auf den Kaliberg.

Wie kommen die Koordinaten nun am besten zum Foto? Ohne Aufwand nur für den, der eine der wenigen Kameras mit eingebautem GPS- Empfänger besitzt. Anfang dieses Jahres stellte Ricoh etwa die wetterfeste 8- Megapixel- Sucherkamera 500SE mit eingebautem GPS vor, die bei Bedarf zusätzlich eine Verbindung mit noch präziseren GPS-Empfängern über Bluetooth aufnehmen kann. Generell zeigen GPS- Kameras die typischen Vorteile integrierter Lösungen. Sie funktionieren weitgehend automatisch, der Anwender hat es mit nur einem Gerät zu tun und muss sich nicht um Verkabelung oder Funkverbindung kümmern.

Diese Kameras speichern die Koordinaten des Aufnahmeorts zudem gleich als EXIF- Daten der Fotos. Damit können sie nie im Durcheinander des Datenmanagements verloren gehen und stehen von Anfang an für Anwendungsprogramme zur Verfügung. Doch die Auswahl an GPS-Kameras ist noch gering. Der Strombedarf der GPS-Module erfordert zudem eine größere Disziplin beim Energiemanagement. Ein Konflikt um diese knappe Ressource lässt sich bei solchen Kameras zum Teil vermeiden, die eine Anschlussmöglichkeit für einen externen GPS-Empfänger bieten. Dabei kommunizieren die Geräte über das Standardprotokoll NMEA. Doch auch in dieser Kategorie gibt es nur ein geringes Angebot, überdies in einer relativ hohen Preisklasse. Nikon-Kameras ab der D200 gehören beispielsweise dazu oder neuerdings Canons Topmodell EOS-1D Mark III.