openSUSE Leap 15.4: Mehr SLE-Kompatibilität und neue Mini-Distribution

Die Linux-Distribution openSUSE Leap 15.4 verbessert die Kompatibilität mit SUSE Linux Enterprise. Insbesondere Desktop-Nutzer erhalten aktualisierte Pakete.

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Aufmacher openSUSE Leap 15.4 veröffentlicht

(Bild: Screenshot)

Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Martin Gerhard Loschwitz
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Das openSUSE-Projekt hat die Version 15.4 seiner Linux-Distribution Leap vorgestellt. Anders als bei der Rolling-Release-Version Tumbleweed handelt es sich bei openSUSE Leap um eine Distribution mit festen Releases. Zu den Verbesserungen in der aktuellen Version gehören noch mehr Kompatibilität zu SUSE Linux Enterprise (SLE), diverse Updates vorrangig für Desktop-Pakete und ein ebenfalls aus SLE übernommener, leidlich aktueller Kernel 5.14.

Das gerade frisch veröffentlichte openSUSE Leap 15.4 basiert auf erheblichen Anstrengungen der Entwickler, das Desktop- und das Server-Produkt einander anzugleichen. Bereits in Leap 15.3 sollten die Distributionen eigentlich vollständig binärkompatibel zueinander sein, aufgrund unterschiedlicher Flags beim Kompilieren mancher Pakete hat das allerdings nicht ganz geklappt. In der neuen Version 15.4 will SUSE das in den Griff bekommen haben – und Nutzer von openSUSE Leap sollen noch besser unmittelbaren Support vom Hersteller für ihr System bekommen können.

Obendrein liegt YaST, SUSEs altehrwürdigem Konfigurationswerkzeug, nun ein Modul bei, mit dem sich ein bestehendes openSUSE-System in ein SLE-System unwandeln lässt. Migrationsziel können dabei sowohl SLES als auch SLED sein, also die Server- und Desktop-Distributionen des Herstellers. Der Vorteil laut Anbieter: bestehende Systeme müssen nicht umkonfiguriert werden und bestehende Workloads nicht verändert. Wer möchte, kann SLE in Form von openSUSE also ausprobieren, bevor eine kommerzielle Entscheidung ansteht. Hinter den Kulissen dient die gemeinsame technische Grundlage aller SUSE-Distribution aber freilich auch der Reduktion von Komplexität in der Entwicklung.

Einen Fokus auf den Desktop hat openSUSE Leap trotzdem – und gerade hier hat der Anbieter seine Nutzer in den vergangenen Leap-Versionen nicht gerade mit großzügigen Updates beglückt. Das will man jetzt offenbar nachholen, sodass die neue Leap-Edition mit vielen neuen Versionen klassischer Desktop-Anwendungen daherkommt.

Als Linux-Kernel kommt 5.14.21 zum Einsatz, den openSUSE Leap 15.4 aus SLE 15 SP 4 übernimmt und der wie üblich etliche SUSE-spezifische Anpassungen und zurückportierte Änderungen aus späteren Kernels enthält. Ihm stehen die klassischen Desktop-Umgebungen zur Seite, allen voran KDE Plasma in Version 5.24, GNOME in Version 41 sowie MATE in Version 1.26. Andere Umgebungen wie Xfce (4.16) erhalten lediglich kleinere Updates, was zum größten Teil dem Umstand geschuldet ist, dass Upstream-seitig schlicht keine Major-Updates verfügbar sind.

Verbessert haben die Entwickler auch die Hardware-Unterstützung: Der aktualisierte Kernel im Vergleich zur Version aus Leap 15.3 bringt per se bereits einige neue und stark aktualisierte Treiber mit; zusätzlich dazu lässt sich der moderne Grafikserver Wayland nun nicht mehr wie bisher nur mit Intel- oder AMD-GPUs nutzen, sondern auch mit jenen des Branchenprimus Nvidia. Etliche andere Desktop-Anwendungen wie Firefox. GIMP, Thunderbird oder LibreOffice kommen obendrein aufgefrischt daher. Für durchschnittliche Endanwender präsentiert openSUSE Leap 15.4 sich damit insbesondere als Modellpflege, die man gerne mitnimmt. Updates, so verspricht der Hersteller, lassen sich wie bisher mittels YaST nahtlos einspielen.

Traditionell richtet openSUSE sich zudem an spezielle Gruppen wie Künstler, und hat für diese auch in Leap 15.4 etwas in petto. Das moderne Audioframework PipeWire ersetzt etwa das in die Jahre gekommene PulseAudio. Etliche Multimedia-Werkzeuge wie Wireplumber oder LV2 stehen ebenso zur Verfügung wie Tools für Video-Enthusiasten in Form von Programmen wie Kdenlive oder Blender.