DIY-Röhrenverstärker, Teil 2: Bausatz finden und Schaltplan verstehen

Hat man den Plan gefasst, sich einen Röhren-Vorverstärker zu bauen, fehlt nur noch ein passender Bausatz. Einen, der sich dafür anbietet, zeigen wir hier.

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Detlef Grell
Inhaltsverzeichnis

Wer einen echten dreikanaligen Röhren-Vorverstärker sucht, findet im Handel keinen. Folglich bleibt nur der Selbstbau. Noch mal zur Erinnerung meine Definition von "echt" für einen dreikanaligen Vorverstärker: Er hat pro Kanal einen eigenen Gain- und Volume-Regler und vor allem jeweils eine amtliche Klangregelung für Höhen, Mitten und Bässe. Ein zusätzlicher Presence-Regler ist Kür, aber willkommen.

Ich habe mich für das Projekt SLO-Highgain von Andy Hoppe aus dem Jahr 2008 entschieden. Es ist eine Art Web-Projekt, das der Entwickler selbst in einem Forum und zusammen mit dem Bausatzanbieter supportet. Das Projekt ist stark von der Vorstufe des Soldano SLO-100 inspiriert, einem 100-Watt-Verstärker, der seit 1987 auch heute noch im Handel ist. Zwischenzeitlich brachte Soldano mit dem X-88r einen reinen Röhren-Vorverstärker heraus, der aber nicht mehr im Fachhandel erhältlich ist. Von der Idee her ist der SLO-Highgain-Vorverstärker eine Fusion aus SLO-100 und X-88r.

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Der Vorverstärker des SLO-100 ist im Original zweikanalig, der X-88r ein Dreikanaler mit immerhin sechs Doppeltrioden vom Typ 12AX7, was der deutschen Variante ECC83 entspricht. Andy hat daher den Vorverstärker des SLO-100 genommen und einen Crunch-/Rhythm-Kanal dadurch erzeugt, dass er den Clean-Kanal boostet, also die Verstärkung im Clean-Kanal deutlich erhöht. Der korrekte Pegel im Clean-Kanal entsteht dadurch, dass das Signal von der gemeinsamen Vorstufe mit hoher Crunch-Verstärkung über Spannungsteiler auf Clean-Maß gestutzt wird. Das klingt etwas schräg, aber bei Gitarrenverstärkern soll es ja gar nicht komplett verzerrungsfrei und mit HiFi-Störabstand zugehen.