Füße: Ein unterschätztes Verkehrsmittel mit Potenzial

Gehen ist nicht nur die energiesparendste, sondern auch gesündeste Form der Mobilität. Aber der Fußverkehr hat eine schwache Lobby. Warum?

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Die Shibuya-Kreuzung in Tokio ist die verkehrsreichste Fußgängerkreuzung der Welt. Alle zwei Minuten – in jeder Ampelphase – überqueren 3000 Menschen die Straße., Picture alliance / robertharding

Die Shibuya-Kreuzung in Tokio ist die verkehrsreichste Fußgängerkreuzung der Welt. Alle zwei Minuten – in jeder Ampelphase – überqueren 3000 Menschen die Straße.

(Bild: Picture alliance / robertharding)

Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Frank Puscher
Inhaltsverzeichnis

"Im Flaneur wird sich die Stadt ihrer selbst bewusst." 1995 schrieb der niederländische Autor Cees Nooteboom eine Hommage an das ziellose Umherstreifen im Stadtraum. In seinem Essay für die Zeit huldigte er dem Flaneur, der als Einziger wirklich den Weg zum Ziel macht, der als Einziger wirklich seine Umgebung kennenlernt und der gleichzeitig demonstriert, dass er es nicht nötig hat, zu hetzen. Über ein Jahrhundert lang galt das Flanieren als höchste Form des Luxus oder niedrigste Form des Müßiggangs – je nach Betrachtungsweise.

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Und heute? Zu Fuß gehen ist Mittel zum Zweck. Eine Brückentechnik im Wechsel der Verkehrsmittel, die Fortbewegungsform in Fußgängerzonen und auf Treppen oder als kleine Auszeit mit seinem Partner, Haustier – oder sich selbst.

Die WHO schreibt den Deutschen ins Stammbuch, sie müssten sich deutlich mehr bewegen, und das würde zwischen 10 und 20 Milliarden Euro im Gesundheitssystem sparen. Zudem sind Kosten für den Verkehr sozial ungerecht verteilt. Hohe Einkommensschichten profitieren stärker vom Straßenbau, sozial Schwächere leiden überproportional unter Verkehrsgefahren und Umweltverschmutzung. Das Schweizer Statistikamt hat berechnet, dass Zufußgehen die einzige Mobilitätsform ist, die einen positiven Wertbeitrag für die Gesellschaft leistet.