Verkehrsprofessor: "Das Rad steht für eine nahezu perfekte Sache"

Marco te Brömmelstroet von der Uni Amsterdam untersucht den Radverkehr. Er plädiert dafür, Mobilität ganz neu zu denken. Dabei geht es auch um Entschleunigung.

Artikel verschenken
In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 60 Kommentare lesen
Marco te Brömmelstroet nennt sich selbst "Fietsprofessor" und hat ein Labor für neue Denkansätze zur Mobilität mitgegründet. Sein Motto: Innehalten statt mehr Geschwindigkeit., Christa Klomp

Marco te Brömmelstroet nennt sich selbst "Fietsprofessor" und hat ein Labor für neue Denkansätze zur Mobilität mitgegründet. Sein Motto: Innehalten statt mehr Geschwindigkeit.

(Bild: Christa Klomp)

Lesezeit: 10 Min.
Inhaltsverzeichnis

Vor zehn Jahren verkaufte der Niederländer Marco te Brömmelstroet Fahrräder aus seinem Heimatland in München. Heute ist er Professor an der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften an der Universität Amsterdam. Er nennt sich selbst "Fietsprofessor", also Radfahrprofessor, hat ein Labor für neue Denkansätze zur Mobilität (Lab of Thought to Rethink Mobility) mitgegründet – und bei Vorträgen schon mal seine blaue Ukulele dabei. "Das Übliche" ist ganz offensichtlich nicht sein Ding, Interviewfragen beantwortet er am liebsten schriftlich. "Dann habe ich mehr Zeit, über die Antworten nachzudenken", erklärt er via E-Mail.

Mehr zu Mobilität

Sie bezeichnen sich als Radfahrprofessor. Warum?

Warum lagen John Lennon und Yoko Ono in den 1960er-Jahren in Amsterdam mit einem Fahrrad im Bett? Weil es einen hohen symbolischen Wert hat! Radfahren hat für mich schon immer etwas Magisches gehabt. Das Fahrrad steht, ähnlich wie eine Büroklammer, für eine puristische, nahezu perfekte Sache: was den Ressourcenverbrauch betrifft, das Verhältnis von Energieeinsatz zu Entfernung und das Verhältnis von individuellem Nutzen zu gesellschaftlichen Kosten. Das haben auch schon viele andere erkannt, zum Beispiel der Philosoph Iwan Illich, der Anthropologe Luis Vivanco und Steve Jobs.