ÖPNV mit Seilbahn: Lateinamerika zeigt, wie es geht

Seilbahnen könnten einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende leisten. Erfahrungen aus Lateinamerika belegen die Vorteile für Mensch und Umwelt.

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Mi Teleférico in La Paz ist mit derzeit zehn Linien und 30 431 Kilometern Länge das weltweit größte städtische Seilbahnnetz. Sie befördert täglich über 300 000 Fahrgäste. Die einzelnen Linien haben individuelle Gondelfarben und zwischen zwei und fünf Stationen. , Doppelmayr Seilbahnen GmbH

Mi Teleférico in La Paz ist mit derzeit zehn Linien und 30.431 Metern Länge das weltweit größte städtische Seilbahnnetz. Sie befördert täglich über 300.000 Fahrgäste. Die einzelnen Linien haben individuelle Gondelfarben und zwischen zwei und fünf Stationen.

(Bild: Doppelmayr Seilbahnen GmbH)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Bernd Müller
Inhaltsverzeichnis

Mobilität benötigt Platz – für Straßen und Schienen, aber auch Radwege brauchen ausreichend Quadratmeter. Doch in einem dicht besiedelten Land wie Deutschland ist dieser Platz knapp. Kein Wunder also, dass sich immer mehr Städte für urbane Seilbahnen interessieren. Sie überqueren Straßen und Häuser staufrei und fast lautlos.

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Einige Städte weltweit planen oder bauen gerade eine Seilbahn, darunter Paris. Andere betreiben bereits Anlagen oder erweitern diese, wie Mexiko-Stadt, Bogotá oder La Paz, wo mit 31 Kilometern das längste urbane Seilbahnnetz der Welt in Betrieb ist – 250 Millionen Passagiere nutzten es in den letzten fünf Jahren. In Deutschland sind Projekte in Bonn und in Herne in Planung. In Asien haben Seilbahnen dagegen den Stellenwert von Touristenattraktionen, für den öffentlichen Nahverkehr sind sie nicht vorgesehen, nur Indien hat etwa ein Dutzend Projekte angekündigt.

Große Städte wie Paris oder Mexiko-Stadt lösen mit Seilbahnen ein verbreitetes Problem des öffentlichen Nahverkehrs: die Anbindung der Quartiere. Die für Paris geplante "Câble A" wird südöstlich des Stadtzentrums beziehungsweise nordöstlich des Flughafens Paris-Orly starten und die Menschen aus ihren Wohngebieten an die Endstation der Metrolinie 8 bringen. Die Wahl des Verkehrsmittels fiel auf die Seilbahn, weil die Route Straßen und die Gleise des TGV kreuzt und die Alternative mit Straßenbahn oder U-Bahn zu aufwendig wäre. Eine Seilbahn lässt sich dagegen in eineinhalb Jahren errichten. Zudem ist der Platzbedarf für die Masten minimal.